Charles Crodel
1894–1973
Charles Crodel
1894–1973
Als am 30. Mai 1933 die monumentalen Wandgemälde des in Frankreich geborenen deutschen Malers und Grafikers Carl Fritz David Crodel, genannt Charles Crodel auf Anordnung des nationalsozialistischen Landeshauptmanns Kurt Otto als »Kulturschande« und »Schmierereien« aus den Bad Lauchstädter Kuranlagen zerstört und entfernt wurden, hatte Crodel bereits seinen Posten als Lehrer und Werkstattleiter an der Hallenser Burg Giebichenstein räumen müssen.
Crodel, der 1894 in Marseille als Sohn eines Konsuls und Meeresbiologen geboren wurde und seit 1918 nach einem weltkriegsbedingt unterbrochenen Studium an der Münchner Kunstgewerbeschule in Jena Archäologie und Kunstgeschichte studiert und eine Lehre als Drucker und Lithograf absolviert hatte, hatte in den Jahren zuvor nach ersten Erfolgen im Bereich der Lithografie und des Holzschnitts, eine Reihe solcher Monumentalarbeiten – großformatige Wandmalereien – in der Tradition des expressionistischen Stils in öffentlichen Gebäuden u.a. in Jena, Erfurt, Halle und Magdeburg ausgeführt und war nun ins Visier der nationalsozialistischen Kulturpolizei geraten: Zu expressiv seine Bildwerke, zu eng seine persönliche Verbindung mit Bauhausschülern und zu deutlich die künstlerischen Verwandtschaften mit anderen Künstlern der durch die Nationalsozialisten sogenannten »entarteten« Kunst – u.a. seinem Freund Gerhard Marcks (1889–1981). Nun musste Crodel andere Betätigungsfelder und Auftraggeber als die öffentliche Hand finden und fand sie neben Industrie und Privatleuten auch in der Kirche: Über 150 Glasfenster sollte er im Laufe seines Lebens an verschiedenen Orten in Deutschland fertigen, die in ihrer zugleich abstrakten und figürlich-typologischen Bildgebung bis heute ihre Räume prägen.
Nachdem Crodel nach 1945 wieder als Hochschullehrer arbeiten konnte, führten ihn eine Reihe von Lehraufträgen von Dresden über Halle und Berlin nach München bis in die USA. Dennoch blieb er zeitlebens jener Stadt verbunden, die ihn 1927 auf seine erste Hochschulstelle berufen hatte: Halle an der Saale, wo er nach seinem Tod am 28. November 1973 in München auch begraben wurde.
Kirchen / Wirkungsstätten
- Dom St. Stephanus und St. Sixtus, Halberstadt
- Dom St. Laurentius und Johannes, Merseburg
- Dreikönigskirche Frankfurt am Main, Frankfurt am Main-Sachsenhausen
- Dorfkirche Britz, Berlin-Britz
- Dorfkirche Handewitt, Handewitt
- Hauptkirche St. Jacobi, Hamburg
- Kilianskirche, Heilbronn
- Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche, Berlin-Charlottenburg
- Katharinenkirche, Frankfurt am Main
- Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche, Berlin-Mitte
- Kartäuserkirche, Köln-Severinsviertel
- Markuskirche, Frankfurt am Main
- Naumburger Dom St. Peter und Paul, Naumburg (Saale)
- Sankt Peter, Frankfurt am Main
- St.-Petri-Dom, Bremen
- St. Michaelis, Hildesheim
- St. Johannis, Lüneburg
- Stadtkirche St. Georg, Schmalkalden
- St.-Jakobs-Kirche, Frankfurt am Main-Bockenheim
- St. Andreas, Braunschweig
- St. Primus, Bargstedt
- Stadtkirche Unserer Lieben Frau, Friedberg (Hessen)
- Walpurgiskirche, Alsfeld