»Nun komm der Heyden Heyland«,
BWV 660a »Nu kom der Heyden heyland / der yungfrawen kynd erkannd. / Das sych wunnder alle welt / Gott solch gepurt yhm bestelt.«
Martin Luther
Komponisten
Boten der Reformation
»… die erfarung bezeuget, das nach dem heilgen wort Gottes nichts so billig und so hoch zu rühmen und zu loben, als eben die Musica, nemlich aus der ursach, das sie aller bewegung des Menschlichen hertzen ein Regierein, ihr mechtig und gewaltig ist. Denn nichts auff Erden krefftiger ist, die Traurigen fröhlich, die Fröhlichen traurig, die Verzagten hertzenhafftig zu machen, die Hoffertigen der demut zu reitsen, die hitzige und übermessliche Liebe zu stillen und zu dempffen, den neid und hass zu míndern und wer kann alle bewegungen des Menschlichen hertzen, welche die leute regiergen erzehlen, dieselbige bewegung des gemüts im zaum zu halten und zu regieren, sage ich, ist nichts kräftiger denn die Musica.« So liest sich das Bekenntnis zur Musik von Martin Luther. Sein Verhältnis zur Musik ist kein Nebenthema. Ohne seine Leidenschaft für die Musik würde man Luther nur halb verstehen. 1538 hat er seine Überlegungen in einem Brief notiert. Sie weisen bis in die neueste Forschung zur Wirkung von Musik. Sie lassen erkennen, dass für den Reformator Musik das beste und geeignetste Mittel war, menschliche Gefühle zu wecken und auszudrücken.
Seit der Reformation, die als einer der ersten Komponisten Johann Walter aufnimmt, zieht sich bis in das 20. Jahrhundert, bis zu Hugo Distler und Ernst Pepping und darüber hinaus ein Stammbaum klingender Boten der Reformation – von den Anfängen einer neuen, am Wort und der eigenen Muttersprache orientierten Tonsprache bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Traditionslinie endgültig aufbricht und sich durch diverse neue Stile und Einflüsse vervielfältigt – bis dahin, wo der Personalstil endgültig den Stil einer Epoche verdrängt und die Vielfalt neuer Möglichkeiten und Einflüsse eine musikalisch stringente Zuordnung in klassischer Form unmöglich macht.
Wesentlich geworden sind neben dem fulminanten Orgelwerk, für das Dietrich Buxtehude ebenso steht wie Johann Sebastian Bach, die Oratorien und Motetten-Sammlungen der vergangenen Jahrhunderte – Johann Hermann Schein mit dem »Israelisbrünnlein 1623«, Heinrich Schütz mit der »Geistlichen Chormusik 1648«, Johann Sebastian Bach mit seinen Motetten, Felix Mendelssohn Bartholdy mit Opus 69 und Opus 78, Johannes Brahms mit Opus 29, Opus 74, Opus 109 und 110 und schließlich Hugo Distler mit der Geistlichen Chormusik Opus 12. Die berühmtesten Oratorien stammen aus der Zeit des des Barock, der Klassik und der Romantik. Hierfür stehen Johann Sebastian Bach: »Weihnachtsoratorium« (BWV 248), »Johannes-Passion« (BWV 245), »Matthäus-Passion« (BWV 244); Georg Friedrich Händel: »Messiah« (HWV 56), »Judas Maccabäus« (HWV 63), »Belshazzar« (HWV 61); Joseph Haydn: »Die Jahreszeiten« (Hob XXI:3), »Die Schöpfung« (Hob XXI:2) und Felix Mendelssohn Bartholdy: »Paulus (Op. 36, MWV A 14), »Elias« (Op. 70, MWV a 25) bis ins 20. Jahrhundert unter anderem Frank Martin: »Golgotha«. Mit großer emotionaler Energie schreiben bis heute Komponisten die klingende Kraft der Reformation fort. Die Lied-Dichtungen Martin Luthers, Paul Gerhardts und Dietrich Bonhoeffers, die die Lust protestantischen Singens und Sagens geradezu zum Volksliedgut haben werden lassen, künden von der großen und bergenden Energie der Choräle.
Wichtige Komponisten, die in der Tradition der Reformation stehen, werden hier vorgestellt.