Friedrich August Stüler

1800–1865

Friedrich August Stüler

1800–1865

Friedrich August Stüler wurde am 28. Januar 1800 in Mühlhausen/Thüringen geboren. In der Stadt, bekannt durch den dort hingerichteten Thomas Müntzer (1489–1525) mit den »Mühlhäuser elf Artikeln« und die Täuferbewegung sowie eine künstlerisch reiche Kantorentradition mit Johann Georg Ahle (1651–1706) und Johann Sebastian Bach (1685–1750) war sein Vater Johann Gottfried (gestorben am 6. Januar 1820) Pfarrer an der der Marienkirche, einer fünfschiffigen gotischen Hallenkirche, die die zweitgrößte Kirche Thüringens ist.

Ab 1818 studierte Friedrich August Stüler in Berlin unter anderem bei Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) und war 1824 Mitbegründer des Architekten- und Ingenieur-Vereins Berlin. Eine ausgedehnte Reise führte ihn 1829 und 1830 mit den Kollegen-Freunden Eduard Knoblauch (1801–1865) und Woldemar Hermann (1807–1878) nach Frankreich und Italien. Nach einer Russlandreise 1831 wurde er 1832 preußischer Hofbaurat. Maßgeblich von Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861) protegiert, wurde er 1842 offiziell Architekt des Königs und setzte insbesondere in den Kirchenbauten dessen auf den Architekturmodellen Italiens fußende Vorstellungen um. Die Basilika mit erhöhtem Mittelschiff, niedrigeren Seitenschiffen mit Oberlichtern und der halbrunden Apsis im Osten wurde zum maßgeblichen Vorbild des Kirchenbaus. Mit dieser Rückbesinnung auf frühchristliche Formen wollte Friedrich Wilhelm IV. (1840–1858 preußischer König) gleichermaßen eine Reform der Kirche und des Glaubens erwirken. Beispielhaft steht hierfür die Friedenskirche am östlichen Tor von Potsdam Sanssouci, deren Campanile dem der im 6. Jahrhundert erbauten Santa Maria in Cosmedin in Rom nachempfunden ist. Diesen Kirchenbau hatte sein Mitschüler bei Karl Friedrich Schinkel, Ludwig Persius (1803–1845), bis zu seinem Tod maßgeblich geleitet. Gut sichtbar sind die eigenen Vorstellungen und die Loslösung von der klassischen Basilika im Rahmen räumlichen Konzentration unter anderem in der St. Matthäuskirche am heutigen Kulturforum in Berlin, die Stüler gemeinsam mit der Jacobi-Kirche in Kreuzberg 1844 begann. Dafür stehen sowohl die Eingliederung des äußerst schlanken Turmes in die Verlängerung des Mittelschiffes als auch die Dachform mit drei gleichrangigen Satteldächern für die drei Kirchenschiffe. Hier wurde 1931 Dietrich Bonhoeffer (1906–1945) ordiniert.

Weitere Kirchenbauten Stülers in Berlin sind die bereits 1834–1837 unter Friedrich Wilhelm III. errichtete Kirche St. Peter und Paul auf Nikolskoe, die 1854–1858 gegenüber dem Eingang zum Friedrichshain errichtete St. Bartholomäuskirche, mit deren neogotischer Prägung Stüler schon den Weg vom Klassizismus Schinkels zum Historismus der wilhelminischen Ära weist und eine Vielzahl von kleineren Stadt- und Dorfkirchen im Brandenburger Land wie die in Bornstedt, in Pinnow oder die Kirche am Stölpchensee.

Als einem der maßgeblichen Architekten Preußens wurde Friedrich August Stüler sowohl der Bau der Berliner Alten Nationalgalerie (errichtet 1862–1876), nach Stülers Tod von Johann Heinrich Strack (1805–1880), ebenfalls Schüler Schinkels, vollendet, und des Neuen Museums (errichtet 1843–1855) übertragen. Beide Museen sind Teil des Weltkulturerbes Berliner Museumsinsel. Sie zählen zu den bedeutendsten Werken des Architekten, der am 18.März 1865 in Berlin starb.

Friedrich August Stüler (1800–1865)

Alte Nationalgalerie und Neues Museum, Berlin, Datum auf der Postkarte: 7. Dezember 1906

Friedrich August Stüler - Das neue Museum in Berlin : 24 Tafeln / von Friedrich August Stüler, Berlin : Ernst & Korn, 1862 – Decke des Römischen Saales

Friedrich August Stüler - Das neue Museum in Berlin : 24 Tafeln / von Friedrich August Stüler, Berlin : Ernst & Korn, 1862 – Laokoonkabinett

Friedrich August Stüler - Das neue Museum in Berlin : 24 Tafeln / von Friedrich August Stüler, Berlin : Ernst & Korn, 1862 – Decke Apollosaal

Burg Hohenzollern bei Hechingen

St. Peter und Paul auf Nikolskoe, am 13. August 1837 eingeweiht