Auf dem höchsten Punkt der Havelinsel entstand 1856–1858 unter Einbeziehung von Bausubstanz des Vorgängerbaus eine neue Kirche auf kreuzförmigem Grundriss mit eingezogenem Chor, für die Friedrich August Stüler (1800–1865) die Pläne anfertigte. Der neugotische Bau wird geprägt durch die schlanken Chorflankentürme und den hohen Westturm mit seinem steilen verschieferten Helm. Die Wände wurden mit Quaderputz versehen, während die Strebepfeiler und die Schmuckformen materialsichtig geblieben sind. 1986–1993 erfolgte eine umfassende Restaurierung der Kirche.

Das weiträumige Lanhaus mit den dreiseitigen Emporen wird von einer Holzbalkendecke abgeschlossen, während der Chorbereich ein Rippengewölbe aufweist. Die farbigen Glasfenster im Chor fertigte die Kunstanstalt J. A. Linnemann kurz nach 1900 an, während die neogotischen Ausstattungsstücke aus der Erbauungszeit stammen. Für den Altarbaldachin mit den vier Apostelfiguren nach dem Vorbild des spätmittelalterlichen Sebaldusgrabes in Nürnberg lieferte Stüler den Entwurf. Das Ölgemälde mit der Darstellung von Christus als Seelenarzt oder Apotheker– vermutlich vom Ende des 17. Jahrhunderts – stammt noch aus der Vorgängerkirche und erregte im 19. Jahrhundert die Aufmerksamkeit des Apothekersohns und -lehrlings Theodor Fontane (1819–1898). Die bauzeitliche Orgel aus der Potsdamer Werkstatt von Carl Ludwig Gesell (1809–1867) wurde 1906 und 1934 durch die Firma Schuke umgebaut.

Quellenangaben: Badstübner, Ernst: Stadtkirchen der Mark Brandenburg. Berlin 1983, S. 206; Dehio Brandenburg, 2000, S. 1096 f.; http://www.pfarrsprengel-werder.de/?q=kirche_werder