Johann Adam Hiller

1728–1804

Johann Adam Hiller

1728–1804

Johann Adam Hiller (bis 1763 Hüller) wurde am 25. Dezember 1728 in Wendisch-Ossig nahe Görlitz (heute Osiek Łużycki) in Niederschlesien geboren. Seine Eltern, der Lehrer und Gerichtsschreiber Johann Christoph Hiller und seine Frau, waren aus Dresden dorthin gezogen.

Nach dem Besuch des Görlitzer Gymnasiums war Johann Adam Hiller von 1745 bis 1751 Schüler an der berühmten Dresdner Kreuzschule, ehe er 1751 nach Leipzig ging und dort begann, Jura zu studieren. 1754 wurde er Hauslehrer bei Graf Heinrich von Brühl in Dresden, mit dem er 1758 erneut nach Leipzig ging und dort 1759 die erste deutsche Musikzeitschrift »Der musikalische Zeitvertreib« gründete. Von 1766 bis 1770 gab er die »Wöchentlichen Nachrichten, die Musik betreffend« heraus.

Seit 1771 führte Johann Adam Hiller eine Singschule in Leipzig. Im Jahr 1775 begründete er die »Musikübende Gesellschaft«, deren Konzerte ab 1781 im Gewandhaus der Messestadt stattfanden. Damit war Johann Adam Hiller von 1781–1785 der erste Kapellmeister des neu gegründeten und bis heute berühmten Gewandhausorchesters.

1786 organisierte Johann Adam Hiller im Berliner Dom eine Aufführung des legendären »Messiah« (HWV 56, deutsch Der Messias) von Georg Friedrich Händel (1685–1759). Diese und die darauf folgende Aufführung von »Judas Maccabäus« (HWV 63) waren wichtige Impulse für die Händel-Renaissance Ende des 18. Jahrhunderts.

1789 wurde Johann Adam Hiller zum Thomaskantor berufen. Dieses Amt hatte er bis 1801 inne. Außerdem war er zeitweilig Musikdirektor der Thomaskirche und Organist an der Neukirche. Während der Zeit als Thomaskantor komponierte er nicht nur selbst – etwa die bis heute vielfach gesungene Psalm-Motette »Lass sich freuen alle« (Psalm 5, 12–13) – sondern legte auch eine umfangreiche Sammlung mit Werken von Gottfried Homilius (1714–1785), Johann Heinrich Rolle (1716–1785), seines Vorgängers Johann Friedrich Doles (1715–1797) und anderer an, die er aktiv nutzte und in regelmäßigen Abständen veröffentlichte: »Motetten und Choräle«, gesammelt und herausgegeben von Johann Adam Hiller (Heft 1 bis 6, Leipzig 1776 –1791).

Johann Adam Hiller, der mit Christiana Eleonora Gestewitz verheiratet war und mit ihr gemeinsam drei Töchter und drei Söhne hatte, starb am 16. Juni 1804 in Leipzig.

Wie alle Thomaskantoren schrieb Johann Adam Hiller viel für »seinen« Chor – die Thomaner. Zwischen Barock und Romantik angesiedelt und damit dem gefühlsbetonten, rhythmisch ausgeglichenen Satz verpflichtet, widmete er sich mit Liedern und Motetten vorrangig den geistlichen Oden und Liedern Christian Fürchtegott Gellerts (1715–1769). 1761 erschienen »Choral-Melodien zu Gellerts geistlichen Oden und Liedern«, 1792 dann zusätzlich »25 neue Choral-Melodien zu Liedern von Gellert«. Darüber hinaus schrieb er etliche Singspiele, unter anderem »Der Aerndtekranz«, das Max Reger (1873–1916) als Grundlage für seine Komposition »Variationen und Fuge über ein Thema von J. A. Hiller« (1907, op. 100) nahm. 1832 wurde vor der Thomaskirche in Leipzig ein Denkmal zu Ehren Johann Adam Hillers errichtet. Die städtische Musikschule im niederschlesischen Görlitz trägt seit 1986 den Namen Johann Adam Hillers.

Die Trauer- und Begräbnis-Motette »Alles Fleisch ist wie Gras«, die Johann Adam Hiller 1780 zum Tod der sächsischen Kurfürstin Maria Antonia geschrieben hatte, sangen die Thomaner schließlich auch an seinem Grab 1804 in Leipzig.

Johann Adam Hiller: Alles Fleisch ist wie Gras – Athesinus Consort Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Boten«, 2011)

Johann Adam Hiller (1728–1804)