Glossar

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Foto: Leonce49

Was unterscheidet eine Kirche im Aufbau von der anderen?

Was ist eine Basilika? Und was eine Hallenkirche? Welche Seite ist die Evangelienseite? Und welche die Epistelseite? Warum heißen sie so?

Wie kann ich vor Ort kunsthistorische Erklärungen mit Fachbegriffen verstehen? Und wie erkläre ich Anderen, was ich bei meinem Kirchenbesuch dort entdecke?

Dieses Glossar führt mit einfachen Erklärungen in wesentliche architektonische Grundelemente ein, die charakteristisch für den klassischen Kirchenbau sind. Dabei gehen wir sowohl auf den Außenbau in seiner Gliederung als auch auf den Innenbau in seinen Besonderheiten ein.

Schnell wird deutlich, wie jede Epoche mit ihren veränderten Formen und Ideen erweitertes oder neues Vokabular nötig macht. Manches Schmuckelement wird immer filigraner, manches kommt völlig neu hinzu. Andere haben ihre Zeit gehabt, bis sie Jahrhunderte später plötzlich wiederentdeckt werden. Mit den technischen Möglichkeiten wächst die Gestaltungsfreude, mit dem Können auch die Lust am Ausdruck und am künstlerischen Spiel.

Wie viel komplexer ist die Fassade eines Doms gegenüber der einer schlichten Dorfkirche? Welche unterschiedlichen Details weist eine romanische Kirche gegenüber einer Kirche aus dem Barock auf? Neben den gleich bleibenden Grundbegriffen für das Lesen und Erklären eines Grund- und eines Aufrisses bedarf es eines umfangreichen Wörterbuchs, um in die Welt der Baumeister und Architekten einzutauchen.

A

Akanthus ist der latinisierte Name (altgriechisch für »Dorniger«) für eine Pflanze aus dem Mittelmeerraum. Sie ist einer Distel ähnlich und heißt bei uns auch Bärenklau. Die Form des Blattes zeigt an der Spitze ein eingerolltes Ende mit seitlich gezackten Rändern. Diese stilisierte Naturform ist ein beliebtes Ornament, das vielfältig in der Baukunst zur Dekoration eingesetzt wurde. Fortlaufend aneinandergereiht wurde es als › Fries oder kreisförmig als Rosette verwendet. Man findet Akanthus auch bei korinthischen › Kapitellen oder als › Akroterion auf › Giebeln.

Das Akroterion (griechisch für »oberste Ecke, Spitze«) ist der höchste Teil des Bauschmucks an einem Gebäude. Es ist an der Spitze oder an den Ecken des Giebeldreiecks angebracht. Akroterien haben verschiedene Formen, wie Tonscheiben oder Formen der Natur, wie › Akanthus oder Palmetten (ein Ornament ähnlich der Fächer­palme). Akroterien können auch vollplastisch sein und Vasen, Fabeltiere (Greif oder Sphinx), menschliche Gestalten oder ein Kreuz darstellen, ebenso Obelisken (Steinpfeiler mit pyramidalem Abschluss) oder Voluten (Schnecken, lateinisch »volutum« für »das Gerollte«).

Ein Altar (lateinisch »altus« für »hoch« und »adoleo« für »Brandopfer«) besteht seit der Gotik aus dem Altartisch (lateinisch »Mensa«) und dem Retabel (latei­nisch »­retro ­tabula ­al­taris« für »Tafel hinter dem Altar«) mit ­Predella, Schrein mit ­Flügeln (mit Male­rei oder geschnitzt) und ­Gesprenge. Altäre mit geschnitzten Darstellungen heißen Schnitzaltar, Altäre mit ­mehreren Flügel­paaren ­heißen Wandel­altar. Bis zur Refor­mation ­waren vor allem Heilige wie die 14 ­Not­hel­fer oder ­Maria als stellvertretende ­Bittsteller vor Gott dargestellt. Man liest den Altar hori­zontal. Seit der Reformation steht auf evangelischen Altären Christus als ­Retter im Mittelpunkt. Er ist verti­kal zu lesen: unten (Predella) ist das Abendmahl, in der Mitte (Schrein) die Kreuzigung, oben (Gesprenge) Jesu Auferstehung oder die Himmelfahrt dargestellt. Zuoberst steht oft das Auge Gottes oder sein Name in hebrä­i­scher Schrift im Strahlenkranz.

Die Apsis ist meist ein halbrunder oder polygonaler Abschluss des › Chorraumes der Kirche. Er ist meistens der östlichste Teil der Kirche, in dem der › Altar steht.

Die Arkade ist ein Bogen, der auf zwei Stützen ruht. Stehen mehrere dieser gemauerten Bögen hintereinander, wird diese Formation ­Arkadenreihe genannt. In den Kirchen haben die Arkaden eine dop­pelte Funktion: Sie grenzen das Haupt­schiff von den Seitenschiffen ab, ermöglichen aber auch die direkte Verbindung zwischen ihnen. Blendarkaden können den Wandflächen vorgesetzt werden, sie sind als angedeutete Bögen keine Durchgänge und dienen der Verzierung.

B

Die christliche Basilika ist meist drei- oder fünfschiffig und einer der Grundtypen des christlichen Kirchenbaus. Die deutsche romanische Basilika basiert im ihrem Grundriss auf den einfachen Formen von Quadrat oder Rechteck, Halbkreis und Kreis. Ihre Baukörper sind klar und baukastenartig angeordnet und meistens nach Osten ausgerichtet. Das › Mittelschiff ist deutlich höher als die › Seitenschiffe und wird durch über den Seitenschiffen befindliche › Fenster (sogenannte Obergaden) erhellt. Die Form des Kreuzes entsteht durch die Kreuzung von › Mittelschiff und › Querschiff. In deren Kreuzungspunkt befindet sich die › Vierung. In der › Hauptapsis und den › Nebenapsiden stehen die ­› Altäre. Das Sakrale wird durch eine starke Höhen­wirkung betont, die Räume sind etwa doppelt so hoch wie breit. Im Westen steht ein schweres Westwerk mit Türmen, bei den › Kathedralen der Gotik dann eine prachtvoll verzierte und aufwendig gestaltete Westfassade. Der Außenbau ist schlicht und burgenhaft mit geschlossenen Mauern, er ist stark im Diesseits verwurzelt. Innen wird das Jenseits durch die Höhe des Mittelschiffs mit dem Kapitellschmuck und den › Arkaden betont.

Als Blende oder Blendwerk bezeichnet man flache, der Mauer vorgelegte Motive, die die Wand auflockern und figurieren sollen. Man unterscheidet Blendbögen, › Blendarkaden, Blendfenster und › Blendmaßwerk.

Der Spitzbogen ist das ­architektonische Kennzeichen der Gotik. Er wird aus zwei Kreisbögen gebildet und leitet durch diese Konstruktion weniger Kräfte auf die Seiten als der Rundbogen ab. Zwei spezielle Formen stammen aus England: Lanzettbogen heißt eine schlanke, spitze Form. Der Tudorbogen ist das Gegenteil – sehr flach und gedrückt wirkend. Weitere Spitzbögen sind der Kielbogen, der nach dem Vorbild eines gerafften Vorhangs entwickelte Vorhangbogen oder der am dreiblättrigen Kleeblatt ­orientierte Kleeblattbogen.

C

Der Chor ist der Raum, in dem sich der › Altar befindet. Er befindet sich meist im Osten der Kirchen und schließt bei großen Kirchen mit Querschiff an dieses an.

D

Für das Dach eines Hauses oder einer Kir­che entwickelten sich klassische Formen, auf klaren geometrischen Kon­struktionen beruhend. Basierten die Räume bisher im Grundriss auf den Grundformen von Quadrat, Rechteck und Kreis, ist das geometrische Grundelement von Dächern im Aufriss das Dreieck. Es hat die Form des Satteldaches, damit verbunden ist der Dreiecksgiebel. Es gibt viele gebräuchli­che Formen wie Kegeldach, Walmdach und Zeltdach, die funktional gestaltet und oft direkt von der Art des Gebäudes abhängig sind, wie zum Beispiel das Pultdach für einfache Gebäude wie Wartehäuschen. Daneben treten neue, ästhetisch gestaltete Formen, die sich an der Gesamtwirkung der Gebäude und am Licht orientieren. Neue Dachformen sind gefaltet, geknickt, geschweift, hängend oder zerklüftet. Ein Beispiel ist das zelt­artig durchhängende Dach der Berliner Philharmonie von Hans Scharoun.

Ein Dienst ist eine schlanke Viertel-, Halb- oder Dreiviertelsäule, die einem › Pfeiler oder einer Wand vorgelegt ist. Dienste ragen bis in die › Gewölbe hinein und setzen sich dort als Grate oder › Rippen der › Gewölbe fort. Sie sind die eigentlichen Gewölbeträger und fangen deren Last ab. Eine Gruppe von Diensten, die an einem › Pfeiler angeordnet ist, bezeichnet man als Dienstbündel. Ein Pfeiler, an dem mehrerer Dienste ansetzen, ist ein Bündelpfeiler.

E

Eine Empore ist eine Galerie in einem Raum, die zum Zentrum hin geöffnet ist. Emporen können ganz offen oder bedeckt sein. In Klöstern oder Herrschaftskirchen gaben sie beim Gottesdienst bestimmten Gruppen einen eigenen Raum, dafür wurden Fürsten- oder Königs­emporen errichtet. Seit der Barockzeit entwickelte sich die Empore als typische Form im protestantischen Kirchenbau. Sie brachte die Gemeinde näher an die › Kanzel und damit an das Wort Gottes. Nachdem es zuvor nur Westemporen gab, auf denen oft die › Orgel untergebracht war, entstanden nun zweiseitige oder dreiseitig angelegte Hufeisenemporen oder sogar das gesamte Kirchenschiff umziehende Rundemporen. Auch Platznot spielte eine Rolle, da die Gemeinde sich jetzt immer zum gemeinsamen Gottesdienst am ­Sonntag traf, wo alle Platz haben mussten. Kunstvoll ausstaffierte und mehrstöckige Emporen, meist aus Holz hergestellt, spiegeln ein gehobenes Repräsentationsbedürfnis.

Als Epistelseite bezeichnet man die südliche, rechte Seite des Kircheninneren. Es war gleichzeitig auch die Männerseite. Die Frauenseite ist entsprechend die nördliche Seite. Sie wird › Evangelienseite genannt.

as Epitaph (griechisch »epi« für »bei, auf« und »taphos« für »Grab«) ist ein an Wänden oder Pfeilern angebrachtes Relief oder ­eine ­Tafel zum Gedächtnis an Verstorbene. Es ist kein eigentliches Grabmal, da es sich nicht über einem Grab befindet. ­Epitaphe sind ähnlich wie Altäre aufgebaut und häufig sehr schmuckreich gestaltet. Die Stifter sind oft vollplastisch dargestellt und ­stehen in betender Haltung im Vordergrund. Im Hintergrund ist ein biblisches Geschehen abgebildet. Epitaphe spiegeln die zunehmende Bedeutung der Menschen im Bewusstsein der Zeit wider.

Als Evangelienseite bezeichnet man die nördliche, linke Seite des Kircheninneren. Es war gleichzeitig auch die Frauenseite. Die Männerseite ist entsprechend die südliche Seite. Sie wird › Epistelseite genannt.

F

Die Lutherdekade ist eine Veranstaltungsreihe, die am 21. September 2008 begann und auf das Jubiläum des 500. Jahrestags des Thesenanschlags von Martin Luther im Jahr 2017 hinzielte. In der Lutherdekade wurde das weite Themenspektrum der Reformation in Themenjahren aufgenommen und entfaltet. So wurde zum einen an die historischen Gedenkjahre (450. Todestag Melanchthons 2010 oder der 500. Geburtstag Lucas Cranachs d.J. 2015) angeknüpft. Zum anderen nahm die Lutherdekade Impulse der Reformation auf, die bis in unsere heutige Zeit reichen.

Als Fries (französisch »frise, frisé « für »Flausch, gekräuselt«) wird in der Archi­tek­tur ein längliches, meist waagerechtes Stilelement an Bauten bezeichnet. Es ist ein schmaler Streifen, der Teile eines Bauwerkes und Fassaden gliedert und zur Dekoration dient. Friese können glatt im Mauerwerk sein oder plastisch ­daraus hervortreten. Es gibt auch gemalte Friese. Manchmal werden mehrere Friesbänder übereinander gefügt. Sie ­haben schlichte Formen wie Zickzack oder Schachbrettmuster, können aber auch aus verspielten Ornamenten zusammengefügt sein. Friese finden sich bereits in kunstvoller Form an den Kirchen der Romanik.

G

Die Gaube ist eine Dachöffnung mit Fenster. Sie dient der Belichtung und der Beleuchtung der Dachräume. Sie wird meist bei Walmdächern verwendet. Man unterscheidet Fledermausgauben, Schleppgauben, Giebelgauben und Walmgauben.

Das Gewölbe löst in der Zeit der Romanik die flache, meist mit ­Balken überspannte Decke eines Raumes ab, es dient zur Steigerung der Raumhöhe. Das Tonnengewölbe ist die Haupt­ge­wöl­be­­form der Romanik aus der sich das Kreuz­gratgewölbe und später das Kreuz­rippen­ge­wölbe entwickeln. Das Kreuzgratgewölbe ist selbsttragend und besteht aus zwei gleichen Tonnengewölben, die sich im Schnittpunkt kreuzen. An den Durchdringungsstellen entstehen Grate. Die Fläche zwischen den Graten nennt man Gewölbekappe. Das Kreuzrippengewölbe ähnelt dem Kreuzgratgewölbe, ist aber meist schon spitzbogig. Anstelle der Grate treten dann Rippen, die im Schei­telpunkt mit einem Schlussstein gehalten werden.

Der Giebel ist der Abschluss einer Wand oder eines Daches. Als Bekrönung von Bauteilen gibt es außerdem Fenster-, ­Portal- oder Türgiebel. Wichtige Giebelformen im Barock sind neben dem bekannten Tympa­non der Segmentgiebel mit ähnlich flachem Bogen wie der Dreieckgiebel, der Sprenggiebel, der in der Basis oder der Spitze nicht geschlossen ist, der Volutengiebel mit nach innen gedrehten Enden und der geschweifte Giebel mit zwei ­flachen S-Krümmungen.

Die Kunst- und Architekturepoche der Gotik beginnt in Deutschland etwa 1250. Gotik bedeutet fremdartig. Sie wollte der Gedankenwelt des christlichen Glaubens eine Form geben. Dafür nutzte sie viele Symbole: Kreuz, Kreis, Ziffern. Immer noch orientiert an der Form der Basilika, ist ihr Hauptwerk die Kathedrale. Sie vereint die Kunstformen der Architektur, der Plastik, der Glaskunst und der Malerei. Das zentrale Element in der Baukunst ist der Spitzbogen. Große Fenster lockern die Wände auf. Strebebögen und Strebepfeiler übernehmen die Aufgaben der Mauern und tragen Dach und Gewölbe. Der Innenraum kann leicht und hoch errichtet werden. Er wirkt schwerelos. Ein Schmuckelement wird zum Sinnbild der Epoche – das Maßwerk. Das schwere Westwerk wurde durch eine künstlerisch repräsentative Westfassade ersetzt.

1250 bis 1500
Die Kunst- und Architekturepoche der Gotik beginnt in Deutschland etwa 1250. Gotik bedeutet fremdartig. Sie wollte der Gedankenwelt des christlichen Glaubens eine Form geben. Dafür nutzte sie viele Symbole: Kreuz, Kreis, Ziffern. Immer noch orientiert an der Form der Basilika, ist ihr Hauptwerk die Kathedrale. Sie vereint die Kunstformen der Architektur, der Plastik, der Glaskunst und der Malerei. Das zentrale Element in der Baukunst ist der Spitzbogen. Große Fenster lockern die Wände auf. Strebebögen und Strebepfeiler übernehmen die Aufgaben der Mauern und tragen Dach und Gewölbe. Der Innenraum kann leicht und hoch errichtet werden. Er wirkt schwerelos. Ein Schmuckelement wird zum Sinnbild der Epoche – das Maßwerk. Das schwere Westwerk wurde durch eine künstlerisch repräsentative Westfassade ersetzt.

Ein Grabmal hat unterschiedliche stiltypische Formen. Im Jugendstil sind dies Baldachine mit aus Eisen gefertigten Ranken und Blüten, steinerne Mausoleen, anmutige Engelsgestalten mit fein ziselliertem Haar sowie von der Natur inspirierte Ornamentik und goldene Mosaike. Die Auftraggeber, Fabrikanten, Industrielle oder Beamte, drücken ihren Wunsch nach Unsterblichkeit aus, indem sie für ihre letzte Ruhestätte charakteristische Elemente und Materia­lien dieser Epoche auswählen: Bronzetafeln mit symmetrisch angeordneten Blüten und Ranken, weibliche Trauernde als lebensgroßes Standbild, ovale Profilbildnisse mit Rosen­blüten sowie Kacheln. Symbolisch stehen Trauerweiden und Stundengläser für den Tod. Die Hoffnung auf Auferstehung mit einer Weiterexistenz nach dem Tod wird unter anderem durch den Schmetterling oder den Pfau verkörpert.

Grisaille (französisch »gris« für »grau«) ist eine Form der Malerei, die nur mit den Farben Grau, Weiß und Schwarz arbeitet. Sie nutzt Schattierungen und die reine Schattenwirkung des Lichts als Ausdrucksform. Eine Form der Grisaille nutzt man auch in der Glasmalerei. Der Mönchsorden der Zisterzienser hat diese Kunst, die im Barock und Rokoko verbreitet ist, bereits im 14. Jahrhundert sehr weit entwickelt. Während die Zisterzienser sie nur für Ornamente nutzten, finden sich nun viele bildnerische Darstellungen.

H

Die Hallenkirche besitzt mehrere Schiffe und ist einer der Grundtypen des christlichen Kirchenbaus. Im Unterschied zur › Basilika haben diese aber die gleiche oder fast gleiche Deckenhöhe. Die Beleuchtung erfolgt durch die Seitenfenster.

J

Das Joch markiert ein im Raum zwischen vier Pfeilern oder › Säulen ruhendes › Gewölbefeld. Es wird meist durch einen Gurtbogen vom nächsten Joch getrennt. Ein besonderes Joch ist das › Vierungsquadrat, das im Schnittpunkt zwischen dem Langhaus und dem Querhaus steht.

K

Eine Kannelierung oder ­Kannelüre (lateinisch »canna« für »Rohr«, franzö­sisch »cannelure« für »Rinne, Furche, Rille«) ist eine senkrechte Rille in einem Säulenschaft oder einem Pfeiler. Sie lässt die betreffende Stütze schlanker und eleganter erscheinen.

Die Kanzel ist der in der Regel erhöhte und ornamental ausgeschmückte Ort, von wo das Wort Gottes verkündet und die Predigt gehalten wird. Meist war die Kanzel im vorderen Teil des Hauptschiffes oder an einem Pfeiler angebracht. Mit der Reformation und der Aufwertung des Wortes und der Predigt erhielt auch die Kanzel eine gehobene Bedeutung und wurde vielerorts künstlerisch aufwendig gestaltet. Parallel hielten die sogenannten Kanzelaltäre Einzug in die protestantischen Kirchen. Dabei ist die Kanzel über dem › Altar an der Stirnwand der Kirche angebracht. Meist ist es eine gemeinsame Konstruktion, die die Gleichwertigkeit von Wort und Sakrament symbolisiert.

Der Kanzelaltar ist seit der Reformation vor allem in Kirchen in Mittel- und Norddeutschland zu finden. ­Ursprünglich stand die seit dem 13. Jahrhundert ty­pi­sche › Kanzel für die Predigt extra und wurde aus einem Kanzelfuß und einem Kanzelkorb konstruiert. Darüber befand sich der Kanzeldeckel. Beim Kanzelaltar ist die › Kanzel nun direkt über dem › Altar angebracht, beide sind miteinander im Aufbau verbunden. Manchmal wird auch die › Orgel in Form eines Orgelaltars integriert. Der Aufbau verweist auf die Einheit von Predigt und Abendmahl und den Wert des Wortes in der evangelischen Lehre nach dem Evangelisten Johannes »Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.« (Johannes, Kapitel 1, Vers 1). Als ältester Kanzelaltar gilt der in der Schlosskapelle von Schmalkalden in Thüringen (1585–1590). Hier wurde zunächst nur alles räumlich übereinander angeordnet. Später waren › Altar und › Kanzel meist verbunden. Auf dem Land sind sie überwiegend aus Holz hergestellt und farbig bemalt.

Das Kapitell ist der obere Teil einer › Säule oder eines Pfeilers. Durch das Abfangen der Last einer › Arkade oder Wand hat es eine statische Funktion. Meist trägt es geometrischen oder figürlichen Schmuck. Die Hauptformen des Kapitells in der Romanik sind Würfelkapitell, Kelchkapitell und Knospenkapitell.

Der Kelch ist das Trinkgefäß, das beim Abendmahl verwendet wird, wie es ­Jesus mit den Jüngern am Gründonnerstag gehalten hat (Matthäus Kapitel 26, Verse 17–29). Der Becher heißt Cuppa (latei­nisch »cupa« für »Wölbung«), das Zwischenstück ist oft mit einem verzierten Knauf, dem Nodus (lateinisch für »Knoten«) versehen, der Fuß läuft breit aus. Neben dem Kelch gibt es die Patene (lateinisch »patina« für »Schale«), eine flache, meist aus Metall gefertigte Schale für die Oblaten. Über die Jahrhunderte wurden Kelche kunstvoll mit › Ornamenten und christlichen Symbolen verziert. In der Gegenwart steht die klare Form im Mittelpunkt.

Kirchenfenster, die aus farbigem Glas gefertigt sind, schmücken den Innenraum und verän­dern ihn durch das einfallende Tageslicht. Die Themen der › Fenster vari­ieren von geometri­schen Formen mit stilisierten Blüten über Bibelgeschichten bis hin zu von Sprüchen gerahmten Darstellungen von Engeln und Tugenden und Portraits von Evangelisten oder Reformatoren. Charakteristisch für die Ästhe­tik im Jugendstil ist das streng geordnete Dekor (lateinisch »decorare« für »zieren, schmücken«) sowie Frauengestalten, die durch ihre Weiblichkeit das Sinnliche der Natur verkörpern. Einzelne Glasstücke werden mit Blei ummantelt und mit einer Patina (lateinisch für »dünne Schicht«) versehen und ergeben so zusammengesetzte Bilder, die sowohl Kirchen als auch private Wohnhäuser schmücken.

Der Knauf ist die Bekrönung einer › Kuppel und meist mit einem Kreuz versehen.

Eine Konsole (lateinisch »consolator« für »Tröster, Unterstützer«) wird auch Kragstein genannt. Sie ist ein aus der Wand herausragender Vorsprung, der andere Bauteile wie Gesimse, › Bögen, › Säulen, Balken, Balkone oder auch Figuren trägt. Manchmal ist sie auch nur ein reines Gestaltungselement, meist aber werden die beiden Funktionen des Tragens und der Gestaltung miteinander verbunden. Konsolen werden oft aus Naturstein hergestellt oder gemauert. Wenn diese Bauelemente aus Holz gefertigt sind, heißen sie Knaggen.

Die Kreuzigung ist seit der Romanik das zentrale Andachtsbild der Kirchen und wichtigstes Thema der Kunst. Sie zeigt die Erlösung der Menschen von der Sünde durch den Tod Christi und seinen Sieg über den Tod durch seine Auf­erstehung. In der Spät­romanik kommen Triumphkreuze auf – das Kreuz wird zum Lebensbaum. In der Gotik wird Jesus als gestorben dargestellt, als Christus der Erlöser. Dabei wird vom objektiv Majestätischen zum indivi­duell Natu­ralistischen gewechselt. Aus der romanischen Kreuzigung mit vier Nägeln (durch jede Hand und jeden Fuß) wird in der Gotik der beidfüßig mit nur einem Nagel ­befestigte und mit Seitenwunde (als Beweis seines Todes) gezeigte Christus. Die Zahl Drei steht symbolisch für die ­Heilige Dreieinigkeit. Große Künstler sind die süddeutschen Bildhauer Tilman Riemenschneider und Veit Stoß.

Die Kreuzesdarstellung ist seit der Stilepoche der Romanik das zentrale Andachtsbild der Kirchen und wichtigstes Thema der Kunst. Sie zeigt die Erlösung der Menschen von der Sünde durch den Tod Christi und seinen Sieg über den Tod durch die Auferstehung. In der Spätroma­nik kommen dann Triumphkreuze auf – das Kreuz wird zum Lebensbaum. In der Gotik wird Jesus als gestorben dargestellt, als Christus, der Erlöser. Dabei wird vom objektiv Majestäti­schen zum individuell Naturalistischen gewechselt. Aus der romanischen Kreuzigung mit vier Nägeln (durch jede Hand und jeden Fuß) wird in der ­Gotik der beidfüßig mit nur einem Nagel befestigte und mit Seitenwunde (als Beweis seines Todes) gezeigte Christus. Die Zahl Drei steht symbolisch für die Heilige Dreifaltigkeit. Bedeutende Künstler sind die süddeutschen Bildhauer Veit Stoß und Tilman Riemenschneider.

Die Kuppel (lateinisch »cupula« für »kleine Tonne«) gewinnt seit der ­Renaissance an Bedeutung. Im Allgemeinen ist sie ein halbkugelförmiger Dachaufsatz, auf dem Laterne und Knauf sitzen. Es gibt Flachkuppeln, Rippenkuppeln, Zwiebelkuppeln oder geodätische (gebeugte) Kuppeln. Im Barock findet man die welsche Haube, ein Dachhelm mit geschweifter Form. Die Laterne (griechisch »lampter« für »Leuchter«) ist eine Dachbekrönung, meist rund oder auf oktogonalem (griechisch für »achteckig«) Grundriss, die der Beleuchtung des Innenraumes oder auch als Aussichtsplattform dient. Der Knauf ist die Bekrönung einer Kuppel und meist mit einem Kreuz versehen.

L

Die Laterne (griechisch »lampter« für »Leuchter«) ist eine Dachbekrönung – häufig von › Kuppeln, meist rund oder auf oktogonalem (griechisch für »achteckig«) Grundriss, die der Beleuchtung des Innenraumes oder auch als Aussichtsplattform dient.

Licht spielt in Kirchen eine sehr wesentliche Rolle. Der › Altar wurde traditionell immer nach Osten zum Licht der aufge­henden ­Sonne hin gebaut (geostet). Die ­› Fenster wurden nach dem Sonnenstand im ­Zenit des Mittags ausgerichtet, um mit dem einfallenden Licht das Geheimnis Gottes zu symbolisieren. In der Gegenwart schaffen neue Materia­lien und Nutzungskonzepte einen ­­neuen Umgang mit Tageslicht. Geschlossene Räume der Stille werden zu offenen Räumen der Begegnung. Große, teilweise ganzseitige › Fenster schaffen lichtdurchflutete Räume. Eine neue Verbindung zwischen Innen und Außen entsteht. Innenräume erhalten ihr Licht durch Fenster (wände), Glaswände oder Oberlichter. Je nach Konzept kann eine Kirche lichtdurchflutet sein oder im zentrierten Licht stehen. Mit Kunstlicht kann symbolisch (hell und dunkel) gearbeitet werden.

Die Fensterreihe, die sich über den Bögen des Mittelschiffs befindet und dem Innenraum Licht gibt, bezeichnet man als Lichtgaden.

M

Das Mauerwerk ist eine massive Konstruktion aus Steinen, die entweder als Trockenmauer aufgeschichtet oder mit Bindemittel wie Mörtel oder Kalk gemauert wird. Je nach Epoche ergibt sich eine unterschiedliche Bearbeitung des Steins durch die Steinmetze. Auch der Mauerverband (Anordnung der Steine in der Mauer zueinander) wird durch die Maurer unterschiedlich errichtet. Im Historismus gibt es eine Vorliebe für Mauerwerke aus Quadern oder Bossen (Rohform der Steine, die bereits im Mittelalter verwendet wurde), aber auch für den Backstein oder das mit Putz versehene Mauerwerk.

Das Maßwerk ist das wichtigste Verschönerungselement der Gotik. Es wird aus geome­trischen Formen wie Kreisen und Bögen entwickelt und meist in Back- oder Sandstein im Bogenfeld von Fenstern, aber auch bei ­Brüstungen von Emporen oder an Wandflächen (dort Blendmaßwerk genannt) ausgeführt. Das klassi­sche Beispiel ist der sogenannte Pass: als Dreipass, Vierpass oder Fünfpass kann er liegen oder stehen. Auf einem Pass steht, auf mehreren liegt der Pass. Die sogenannte Fischblase ist eine Form, die an einem Ende kreisförmig abgerundet ist und zum anderen spitz ausläuft.

Ein Mosaik (von lateinisch »Musaicum« für »den Musen gewidmet«) ist ein Bild, welches in geometrischen ­For­men oder in gegenständli­cher Darstellung ­ausgeführt ist. Es wird durch ­Zusammenfügen von verschiedenfarbigen oder ­verschieden ge­formten ­kleinen Steinen oder Glas aufgebaut. ­Natürliche oder ­künstliche Teile werden dabei in einen Unter­grund aus ­Mörtel ­eingesetzt. Diese Technik war schon in der ­Antike bekannt und schmückte Fußbö­den und Wände in Wohnhäusern, aber auch ­frühchristliche › Basiliken des zweiten bis fünften ­Jahrhunderts. Bis ­heute ist sie in orientalischen und ­orthodoxen Kirchen zu finden. Als Schmuck an ­Wänden, im › Gewölbe oder in der › Apsis wird oft der thronende Christus, Panto­kra­tor ­genannt (griechisch für »Alleinherrscher«), oder Christus flankiert von Maria und Johannes dem Täufer, Deësis genannt (altgriechisch für »Bitte, Flehen, Gebet«) gezeigt. Im Historismus werden auch ­Ereignisse der preußischen Geschichte wie die Befreiungs­kriege in Mosaiken dargestellt.

O

Die Orgel ist wie das Klavier ein Tasteninstrument. Der Klang wird durch Pfeifen erzeugt, die angeblasen werden. Von einem Spieltisch aus kann der Organist verschiedene Tonhöhen und Klangfarben ein- oder ausschalten, sodass sich verschiedene Klangfarben erzeugen lassen. Diese Klangfarben nennt man Register. Orgeln gibt es zumeist in Kirchen in ganz unterschiedlichen Größen. Es gibt die kleine Truhenorgel und es gibt sehr große und klanggewaltige Orgeln. Eine der größten steht im Dom in Passau. Sie hat 17.974 Pfeifen und 233 Register. Meistens steht die Orgel im Westen der Kirche auf der › Orgelempore. Es gibt aber auch Schwalbennestorgeln an der Seite oder Altarorgeln im › Chorraum.

Das Ornament (lateinisch »ornare« für »ordnen, schmücken«) spielt im Jugendstil eine zentrale Rolle. Es ist Schmuck oder Muster auf einer Oberfläche und hat die Funktion, den zu schmückenden Gegenstand zu gliedern sowie einzelne Teile voneinander abzusetzen und zu verzieren. Die Formen und Motive können geometrisch, der Natur nachempfunden oder gänzlich abstrakt sein.

P

Ein Pilaster ist ein › Wandpfeiler mit › Basis, › Schaft und › Kapitell. Manchmal ist er einer Wand vorgelagert, so wie eine Halbsäule, nur mit rechteckigem Schaft. Er kann eine tragende Funktion am Bauwerk haben oder auch nur eine dekorative. Der Pilaster gliedert architektonisch die Wand eines Gebäudes. Er wurde bereits in der Antike verwendet, aber auch von der Romanik bis zur Renaissance. Der Pilaster betont die Vertikale eines Gebäudes und verleiht damit der klassizisti­schen Architektur einen ausgewogenen Ausdruck.

Der Portikus (lateinisch für »Säulengang«) ist die von › Säulen oder Pfeilern getragene Vorhalle eines Gebäudes. Diese Vorhalle ist meist sehr hoch und nach drei Seiten geöffnet. Sie wird von einem Gebälk abgeschlossen und von einem › Dreiecksgiebel bekrönt. Die Säulenhalle kann einschiffig oder mehrschiffig sein. Sie betont die Hauptansicht des Gebäudes. In der Antike war ein Portikus kennzeichnend für einen › Tempel, also einen besonderen, religiösen Ort. Im Klassizismus wird der Portikus bei Kirchen und weltlichen Gebäuden wie Herrenhäusern und Schlössern verwendet, wo er die Hauptfront der Fassade bestimmt und ziert.

Das Postament ist der sockelartige Unterbau eines Gebäudes. Im Französischen wird es auch Pie­des­tal genannt (aus italienisch »piede« für »Fuß« und »stallo« für »Sitz«). In klassischer Form besteht es aus der Plinthe (Grundstein), dem Würfel und dem Gesims. Das Postament kann auch der Sockel einer Stütze, ­› Säule oder Statue und kann schlicht oder sehr aufwendig gearbeitet sein.

Das Pult oder Ambo (griechisch »­ambon« für »Gipfel«) ist schon in der Romanik bekannt zum Vorlesen des Evangeliums. Es ist meist aus Holz mit reichem Schnitzwerk, aber auch aus Marmor, Messing oder Bronze. Eine Sonderform des Pultes war in der Romanik und Gotik das Adlerpult als Symbol für den Evangelisten Johannes. Heute gibt es meist transportable Pulte, hier werden auch Gemeindeinformationen bekannt gegeben. Es gibt außerdem das Dirigentenpult, das Noten­pult oder das Rednerpult.

R

Als Relief (französisch für »das Hervorgehobene) kann das › Ornament in plasti­scher Form an einem Gebäude ­angebracht oder auch gemalt sowie als › Mosaik gelegt sein. Auch in der Plakatgestaltung kommt das Ornament zum Tragen.

Die Rippen sind die tragenden Teile eines › Gewölbes. Am Kreuzungspunkt der Bögen ist der › Schlussstein eingesetzt.

Die Kunst- und Architekturepoche der ­Romanik beginnt um 1000. Nach dem Ende der Antike und dem Untergang des römischen Weltreiches im 5. Jahrhundert ist sie die erste Kunstepoche. Man findet sie in ganz Europa. Typische Erkennungsmerkmale für romanische Kirchenbauten sind massive, ­starke und schutzgebende Wände sowie Rundbögen und Rund­bogenfenster. Deshalb heisst die Epoche auch Rundbogenstil. Die Pfeiler und Säulen sind mit blockartigen Kapitellen besetzt. Der ­klassische Kirchenbautyp dieser Epoche ist die Basilika. Sie steht meist auf einem kreuzförmigen Grundriss und ist geostet. Das heißt, dass das Allerheiligste, der Altar, im Osten steht – dort, wo die Sonne aufgeht. Im Westen, wo die Sonne untergeht, ist oft ein massives Westwerk errichtet, das Schutz vor den Mächten der Finsternis bietet.

1000 bis 1250
Die Kunst- und Architekturepoche der Romanik beginnt um 1000. Nach dem Ende der Antike und dem Untergang des römischen Weltreiches im 5. Jahrhundert ist sie die erste Kunstepoche. Man findet sie in ganz Europa. Typische Erkennungsmerkmale für romanische Kirchenbauten sind massive, ­starke und schutzgebende Wände sowie Rundbögen und Rund­bogenfenster. Deshalb heisst die Epoche auch Rundbogenstil. Die Pfeiler und Säulen sind mit blockartigen Kapitellen besetzt. Der ­klassische Kirchenbautyp dieser Epoche ist die Basilika. Sie steht meist auf einem kreuzförmigen Grundriss und ist geostet. Das heißt, dass das Allerheiligste, der Altar, im Osten steht – dort, wo die Sonne aufgeht. Im Westen, wo die Sonne untergeht, ist oft ein massives Westwerk errichtet, das Schutz vor den Mächten der Finsternis bietet.

Der Rundbogenstil kombiniert Teile der byzantinischen und der romanischen Architektur sowie der Renaissance mit neutraleren Bauelementen. Die Verwendung von › Bögen und › Arkadenmotiven aus diesen Epochen führt zu Fassaden mit einer einfachen und harmonischen Ordnung. Der Rundbogenstil ist kennzeichnend für den Historismus. Er wird sowohl für öffentliche Gebäude, Universitäten und Schulen als auch im Kirchenbau verwendet. In Preußen sind es insbesondere Karl Friedrich Schinkel sowie dessen Schüler Ludwig Persius und Friedrich August Stüler, die sich um diesen architektonischen Stil mit strukturierter Fassade, klaren Formen und der Verwendung von handwerklich wertvollem Backstein verdient machen. Beispielhaft sind die Dorfkirchen in Straupitz, Caputh und Petzow.

S

Die Saalkirche ist ein einschiffiges Gebäude, dessen Innenraum nicht durch freistehende Stützen unterteilt ist. Sie ist die einfachste Form und einer der Grundtypen des christlichen Kirchenbaus. Der Grundriss der Saalkirche ist rechteckig, einfach und ohne Anbau.

Das Langhaus einer Kirche bezeichnet man als Schiff. Es ist der Hauptversammlungsort der Gemeinde. Größere Kirchen haben mitunter auch drei oder fünf Schiffe. In der Mitte befindet sich dann das Haupt- oder Mittelschiff, links und rechts daneben die Seitenschiffe. Kirchen auf dem Grundriss eines Kreuzes haben auch ein sogenanntes Querschiff, das das Hauptschiff kreuzt. Das Hauptschiff wird auch als Langhaus, das Querschiff als Querhaus bezeichnet.

Der im Kreuzungspunkt zwischen zwei › Gewölberippen eingesetzte oberste Stein wird Schlussstein genannt. Er ist oft mit Ornamenten oder Wappen verziert.

Skulptur (lateinisch »sculpere« für »bilden durch graben, stechen, schneiden«) und Plastik (griechisch »­plasti­ki« für »das Geformte«) sind dreidimensio­nale, körperartige Kunstobjekte. Die Skulptur ist die in Kirchen klassisch beheimatete Form – sie entsteht aus einem Material und wird aus diesem herausgearbeitet. Dazu gehören Werke der Holzschnitzerei (mit dem Messer oder dem Beitel) oder der Stein­hauerei (mit dem Meißel). Eine Plastik entsteht durch die Bearbeitung eines oder mehrerer Materialien durch Formung oder ­Hinzufügung. Charakteristisch sind hierfür Materialien wie Glas, Guss, Kunststoff, Metall oder Ton, die modelliert, geschweißt, gegossen oder montiert werden.

In der Kunst der Moderne ­verschwimmen die ­­Formen, wesentlich ist die ­klare, oft abstrahierende Form und die Darstellung menschlicher Wirklichkeit – wie bei Ernst Barlach oder Wilhelm Lehmbruck.

Der Strebebogen ist ein schräg ansteigendes Bauelement, das das Gewicht der › Gewölbe abfängt, welches dann die Wände des Kirchenschiffs tragen.

Der Strebepfeiler wird an den Außen­mauern errichtet. Er nimmt die Gewölbe­last direkt oder über den › Strebebogen auf und leitet sie auf das Fundament ab.

Das Strebewerk ist das ­zentrale konstruktive Element der Gotik, das eine ­Stützfunktion hat. Es leitet die Last der Gewölbe auf die Wand ab und besteht aus › Strebebogen und › Strebepfeiler. Der Strebebogen ist ein schräg ansteigendes Bauelement, das das Gewicht der Gewölbe abfängt, welches dann die Wände des Kirchenschiffs tragen. Der Strebepfeiler wird an den Außen­mauern errichtet. Er nimmt die Gewölbe­last direkt oder über den Strebebogen auf und leitet sie auf das Fundament ab.

Stuck (italienisch »stuccare« für »verfugen«) ist Gipsmörtel, der mit Leimwasser gemischt wird. Er ist leicht formbar, ­härtet aber schnell. Man nutzt ihn für ­plasti­sche Dekorationen und für Profile an ­Decken und Wänden. Stuck wird entweder frei modelliert, mit Schablonen ­gefertigt oder in Formen gegossen. Stuck wurde schon im alten Rom verwendet und findet seit der Renaissance und besonders im Barock und Rokoko wieder Verwendung. Zunächst wurde er für die ­Innendekoration von Räumen, dann auch für Ausstattungs­stücke benutzt. Bei › Altären und › Säulen wird oft Stuckmarmor verwendet: Die Stuckmasse wird dazu nass eingefärbt, nach dem Trocknen geschliffen und dann poliert, so sieht sie wie Marmor aus.

Pfeiler oder Säulen nennt man die ­Mauerstützen, die die Wände oder ­Bögen tragen. Sie haben entweder einen rechteckigen oder runden ­Grundriss. In großen Kirchen sind sie oftmals auch vieleckig. Eine Säule besteht aus Basis (Fuß), Schaft (Rumpf) und › Kapitell (Kopf). In der Renaissance bekommen die antiken Säulen und Kapitelle eine große Bedeutung.

Eine Säule dorischer Ordnung ist kräftig und gedrungen, ihr Schaft ist ohne Basis, aber mit Kannelierung ausgeführt.

Eine Säule ionischer Ordnung ist schlanker und höher als die dorische, ihr Schaft ist mit Basis und ­Kannelierung ausgeführt. Ihr Kapitell zeigt reichere Schmuckformen, unter anderem mit Voluten (Schnecken, lateinisch »volutum« für »das Gerollte«).

Eine Säule korinthischer Ordnung ähnelt der ionischen Säule. Das Kapitell ist noch dekorativer geschmückt. Es besteht aus einem oder mehreren Kränzen von Akanthusblättern, darüber sind Ranken, die die Deckplatte tragen.

Das romanische Säulenportal ist von gleicher Klarheit wie die gesamte Architektur der Romanik. Vor allem an den Domen, den großen Hauptkirchen der Städte, wird es in der Spätromanik und in der Gotik reich mit Figuren und › Ornamenten verziert. Das Bogenfeld über der Tür heißt › Tympa­non (griechisch für »Handtrommel«). Es ist meist halbkreisförmig oder spitzbogenförmig und wird in der ­Regel mit › Reliefs oder Malereien versehen. Oft wird das ­Weltgericht oder Jesus als Herrscher der Welt dargestellt. Die zur Tür hin abgestuften Seitenflächen heißen ­Gewände. Die steinernen › Bögen über dem ­› Tympanon heißen Archivolte (lateinisch »Arcus volutus« für »gewölbter Bogen«). Das Gewände und die zum › Tympanon hin sich verengenden › Bögen der Archivolte haben eine einladende und ausladende Funktion: einerseits ziehen sie an und laden damit in die Kirche ein, andererseits haben sie eine ausstrahlende Wirkung.

T

Das Taufbecken (auch Taufstein oder Tauffünte genannt; lateinisch »fons« für »Quelle«) dient der christlichen ­Taufe, dem Bund mit Gott. Es ist meist aus Stein oder Bronze gefertigt, kunstvoll verziert, rund oder achteckig als Symbol für die sieben Schöpfungstage und die neue Schöpfung. Ab der Barockzeit wurden vermehrt Taufschalen aus Messing oder Silber eingesetzt, die auch Haustaufen erlaubten. In dieser Zeit waren Taufengel beliebt, die die Schale tragen. Moderne dreieckige Becken stehen für die Trinität von Vater, Sohn und Heiligem Geist.

Tempel (lateinisch für »abgegrenzter Bereich«) wurden meist aus Marmor gebaut und waren farbig ausgemalt. Sie ­besitzen immer einen inneren und einen äußeren Raum. Der in der Regel fensterlose Innenraum heißt Cella (lateinisch für »kleiner Raum«). In der griechischen Architektur der Antike gibt es dorische und ionische Tempel. Sie unterscheiden sich von den römischen Tempeln. Grundsätzlich steht das Gebäude auf einem Unter­bau mit mehreren Stufen. Um die Räume stehen Säulen, die das Dach tragen, das mit einem Gebälk und Giebel versehen ist. Der dorische Tempel ist die älteste Form. Seine › Säulen haben keine › Basis, sie verjüngen (verschlanken) sich nach oben. Das › Kapitell besteht aus einer schlichten Abdeckplatte. Der ionische Tempel besitzt schmalere › Säulen auf einer › Basis und geschmückte › Kapitelle. Der römische Tempel ist durch einen erhöhten, vielstufigen Unterbau gekennzeichnet und hat › Säulen mit korinthischen › Kapitellen, die mit ineinander rankenden › Akanthuskränzen und Voluten ge­schmückt sind.

Über dem Eingangsportal und wichtigen Türen innerhalb der Kirche befindet sich in der Regel ein Bogenfeld, das mit plastischem Schmuck in Form von figürlichen oder ornamentalen Reliefs ausgefüllt ist. Dieses Feld nennt man Tympanon.

V

Die Vierung ist der meist quadratische Raumteil (› Joch) der Kirche, in dem sich Langhaus und Querhaus kreuzen.

Die vierzehn Nothelfer sind Heilige aus dem zweiten bis vierten ­Jahrhundert, sie sind Schutzpatrone. Es sind drei weib­liche und elf männliche Heilige, begleitet von Maria als Gottesmutter und Köni­gin der Märtyrer. Die vierzehn Not­helfer sind im Einzelnen: Achatius (Helfer bei Todes­angst), Ägidius (Helfer der stillenden Mütter), Barbara (Patronin der Zimmerer und der Sterbenden), Blasius (Helfer bei Halsleiden, Patron der Handwerker), Christo­phorus (»Christusträger«, Retter aus Ge­fahr), Cyriakus (Helfer in der Todesstun­de), Dionysius (Helfer bei Gewissensnöten), Erasmus (Helfer bei Leibschmerzen), Eustachius (Helfer bei schwierigen Lebenslagen), Georg (Beschützer der ­Haustiere), Katharina (Beschützerin der Mädchen und Frauen), Margareta (Beschützerin bei Wunden), Pantaleon (Patron der ­Ärzte und Hebammen) und Vitus (Helfer bei Geisteskrankheiten).

Z

Bei einem Zentralbau (lateinisch »centralis« für »in der Mitte befindlich«) sind die Achsen gleichlang oder weichen nur wenig voneinander ab. Das Gegenstück dazu ist ein Längsbau wie die › Basilika. Meistens ist ein Zentralbau im Grundriss kreisförmig, kann aber auch quadratisch, kreuzförmig oder oval sein. An den Seiten befinden sich Nischen oder kleine Kapellen. Das Dach wird oft von Stützen gehalten. Darüber erhebt sich im Barock und Rokoko meist eine › Kuppel. Mit der Reformation und dem Schwerpunkt der Verkündigung des Wortes wurde die › Kanzel über den › Altar (Kanzelaltar) oder in den Mittelpunkt der Gemeinde gerückt, um eine bessere Hörbarkeit zu erreichen. Somit sind Zentralbauten auch Predigtkirchen, weil die Verkündigung in der Predigt im Mittelpunkt steht.