Joachim Neander

um 1650–1680

Joachim Neander

um 1650–1680

»Zu singen auf Reisen, zu Haus und zu christlicher Ergötzung« hatte Joachim Neander seiner 1680 in Bremen erschienenen Liedersammlung »Glaub und Liebesübung« vorangeschrieben.

Und in der Tat: Der Theologe, Erzieher und Hobbykomponist Joachim Neander, um 1650 in Bremen geboren, hatte seine Lieder weniger für den Gottesdienst, als vielmehr für seine außergottesdienstlichen Erbauungsveranstaltungen, die sogenannten »collegia pietatis«, komponiert, die er von 1670 bis 1674 während seiner Zeit als Hauslehrer in Frankfurt am Main im Umkreis des Pietisten Philipp Jacob Spener (1635–1705) kennen- und schätzen gelernt und ab 1674 in Düsseldorf als Rektor der dortigen Lateinschule und Laienprediger an der reformierten Gemeinde eingeführt hatte. Die Kreise fanden Zuspruch – so viel Zuspruch, dass sie bald schon seitens der Düsseldorfer Kirchenleitung »separatistischer Tendenzen« verdächtigt wurden und Neander seinen Hut nehmen musste.

1679 kehrte er deshalb in seine Heimatstadt Bremen als Hilfsprediger an der dortigen St. Martini-Kirche zurück, wo einst die theologische Reise des jungen Neander angeregt durch eine Predigt des Pietisten Theodor Undereyk (1635–1693) begonnen hatte. Nur ein Jahr später endete sie auch dort: Mit dem frühen Tod des gerade einmal 30jährigen am 31. Mai 1680, dessen Vermächtnis – neben sechs weiteren Liedern im evangelischen Gesangbuch – eines der bekanntesten Lieder des deutschen Protestantismus sein sollte – das Königslied »Lobet den Herren«. Komponisten wie Johann Sebastian Bach (1685–1750), Hugo Distler (1908–1942) und Rudolf Mauersberger (1889–1971) haben auf die Melodie sehr verschiedene, klangprächtige Sätze geschrieben.

Joachim Neander:
Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren (EG 317) – Lilienfelder Cantorei Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Choral:gut! Die schönsten Lieder des Gesangbuchs«, 2012)

Lobe den Herren (EG 317)

1. Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren,
meine geliebete Seele,das ist mein Begehren.
Kommet zuhauf, Psalter und Harfe wacht auf,
lasset den Lobgesang hören!

2. Lobe den Herren, der alles so herrlich regieret,
der dich auf Adelers Fittichen sicher geführet,
der dich erhält, wie es dir selber gefällt;
hast du nicht dieses verspüret?

3. Lobe den Herren, der künstlich und fein dich bereitet,
der dir Gesundheit verliehen, dich freundlich geleitet.
In wieviel Not hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet.

4. Lobe den Herren, der deinen Stand sichtbar gesegnet,
der aus dem Himmel mit Strömen der Liebe geregnet.
Denke daran, was der Allmächtige kann,
der dir mit Liebe begegnet.

5. Lobe den Herren, was in mir ist, lobe den Namen.
Alles was Odem hat, lobe mit Abrahams Samen.
Er ist dein Licht, Seele, vergiß es ja nicht.
Lobende, schließet mit Amen.

Joachim Neander (um 1650–1680)