Inschrift an der Sankt-Nicolai-Kirche in Magdeburg von Karl Friedrich Schinkel.
Diese Kirche diente als Vorbild für den Bautyp der Normalkirchen.
Baumeister
Häuser der Reformation
Jedes Haus braucht jemanden, der es baut. Jede Kirche hatte zu ihrer Zeit ihre Bauherren und Baumeister. Nicht nur der Begriff, der sich über die Jahrhunderte von Baumeister über Dombaumeister hin zu Architekt wandelte, hat sich geändert, auch die Aufgaben selbst haben sich über die Jahrhunderte spezialisiert. Bis in das 19. Jahrhundert waren die Baumeister nicht nur mit dem Entwurf und der Bauplanung sondern auch mit der Bauausführung befasst, weil sie parallel einer Bauhütte vorstanden. Mit dem Beruf des Architekten hat sich zunehmend eine Aufteilung der Aufgaben ergeben. Zu Zeiten der Romanik und Gotik waren die Baumeister in der Regel ausgebildete Baufacharbeiter, die auch als Steinmetze oder Steinbildhauer arbeiteten. Im Zuge der Industrialisierung und neuer statischer Herausforderungen verzweigte sich der Beruf in Bauingenieure, Statiker und Architekten.
Schon zu Zeiten der großen Dome standen den Bauhütten Baumeister vor, deren künstlerisches, statisches und handwerkliches Können die Bauten geprägt hat – etwa Meister Arnold (gestorben 1301) oder Konrad Kuene van der Hallen (1400–1469) für den Dom in Köln oder Wenzel Parler (vor 1360–1404) für den Stephansdom in Wien. Gleiches gilt für die ganze Baumeisterfamilie Parler, die über mehrere Generationen wirkte. Am berühmtesten sind Heinrich Parler der Ältere (1300–1370), der am Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd, in Nürnberg und Augsburg tätig war, Johann Parler der Ältere (vor 1330–nach 1359), der in Basel, Freiburg und am Veitsdom in Prag tätig war, und Johann Parler der Jüngere (1359–1405), der die Arbeiten des Vaters am Veitsdom weiter führte und den Dom der Heiligen Barbara in Kutná Hora (Kuttenberg) errichtete.
Sie haben sich in der Regel über ihre bis heute gut sichtbaren Steinmetzzeichen oder über Porträtbüsten verewigt. Letzteres gilt auch für herausragende Steinbildhauer wie den vermutlich aus Nordfrankreich stammenden Naumburger Meister (um 1250) oder Adam Kraft (1493–1496) in St. Lorenz in Nürnberg.
Über die Jahrhunderte haben besondere Baumeister und Architekten einen Kirchenbau geprägt, der nach der Reformation besonders im Innenraum noch einmal eine besondere Ausrichtung bekam. Damals entwickelte sich ein spezifisch protestantischer Kirchenbau, für den als sichtbare Merkmale unter anderem Emporen und Kanzelaltäre stehen. Hierfür steht im Barock George Bähr (1666–1738) in Sachsen wie im 19. Jahrhundert Karl Friedrich Schinkel (1781–1841) in vormals preußischen Landen. Einige dieser Baumeister und Architekten werden hier vorgestellt.