Melchior Franck
1580–1639
Gedenkstein auf dem Coburger Schlossplatz
Melchior Franck
1580–1639
Der Kantor und Komponist Melchior Franck wurde vermutlich 1580 in Zittau in der Oberlausitz, das seinerzeit Teil des Oberlausitzer Sechsstädtebundes war, geboren. Allem Anschein nach war er zeitig Waise oder es gab anderweitige Gründe für das frühzeitige Verlassen der Vaterstadt. Zunächst besuchte er das Gymnasium in Augsburg, war Schüler von Hans Leo Hassler (1564–1612) und folgte diesem schließlich in die fränkische Metropole Nürnberg. 1602 bis 1603 war er dort als Schulgehilfe an St. Egidien tätig. 1603 trat Melchior Franck die Stelle eines Hofkapellmeisters bei Herzog Johann Casimir von Sachsen-Coburg (1564–1633) im fränkischen Coburg an, die er lebenslang innehatte. Melchior Franck hatte etliche Schicksalsschläge wie dem Tod seiner Kinder und seiner Frau, Not und Wirren des Dreißigjährigen Krieges und den Tod seines Förderers und Gönners Herzog Johann Casimir zu verkraften, und starb am 1. Juni 1639 verarmt in Coburg.
Obwohl über Melchior Francks Ausbildung kaum etwas bekannt ist und er vermutlich keine Studienreisen unternehmen konnte, wie etwa der beinahe gleichalte Heinrich Schütz (1585–1672), zeigt er sich dennoch sehr vertraut mit dem niederländischen Stil der Schule des Münchner Hofkapellmeisters Orlando di Lasso (1532–1594) und auch mit dem italienischen Stil, den er vermutlich durch Hans Leo Hassler kennengelernt hatte.
Vorbildhaft in ihrem schlichten und wortgebundenen Duktus und ohne großen Aufwand zu musizieren sind beispielsweise seine »Deutsche Evangeliensprüche für das Kirchenjahr, 1623«. Von sinnlicher Farbenfreude und musikalischer Brillanz sind seine fünf- bis sechsstimmigen Hohelied-Motetten für gemischten Chor a cappella. Daneben hat Melchior Franck vielen Madrigalen wie etwa dem Reigen »Kommt, ihr G´spielen, wir woll´n uns kühlen« und Chorälen ein maßgeschneidertes Gewand gegeben. Dazu zählt unter anderem das viel gesungene Lied »Gen Himmel aufgefahren ist«.
Gen Himmel aufgefahren ist (EG 119)
Gen Himmel aufgefahren ist, Halleluja, der Ehrenkönig Jesus Christ. Halleluja.
Er sitzt zu Gottes rechter Hand, Halleluja, herrscht über Himml und alle Land. Halleluja.
Nun ist erfüllt, was g’schrieben ist, Halleluja, in Psalmen von dem Herren Christ. Halleluja. (Psalm 47,6; 68,19 und 110,1)
Drum jauchzen wir mit großem Schalln, Halleluja, dem Herren Christ zum Wohlgefalln. Halleluja.
Der Heiligen Dreieinigkeit, Halleluja, sei Lob und Preis in Ewigkeit. Halleluja.
Text: nach »Coelos ascendit hodie« 16.Jahrhundert Melodie: Melchior Franck 1627
Melchior Franck:
Gen Himmel aufgefahren ist (EG 119), Athesinus Consort Berlin, Leitung: Klaus-Martin Bresgott
Kirchen / Wirkungsstätten
- Barfüßerkirche, Augsburg-Lechviertel
- Dorfkirche Gosen, Gosen-Neu Zittau-Gosen
- Dorfkirche Neu Zittau, Gosen-Neu Zittau-Gosen
- Friedenskirche, Nürnberg
- Gnadenkirche, Nürnberg-Schafhof
- Gustav-Adolf-Gedächtniskirche, Nürnberg-Lichtenhof
- Morizkirche, Coburg
- Melanchthonkirche, Nürnberg-Ziegelstein
- St. Sebald, Nürnberg
- St. Johannis, Zittau
- St. Egidien, Nürnberg
- St. Anna, Augsburg
- St. Lorenz, Nürnberg
- St.-Johannis-Kirche, Nürnberg
- St. Paul, Nürnberg
- Weberkirche (Dreifaltigkeitskirche), Zittau