Heinrich Albert
1604–1651
Musicalische Kürbs-Hütte : Welche vns erinnert Menschlicher Hinfälligkeit : geschrieben vnd Jn 3. Stimmen gesetzt, 1645
Heinrich Albert
1604–1651
Heinrich Albert wurde am 28. Juni 1604 im Fürstentum Reuß in Lobenstein in Thüringen geboren. 1619–1621 besuchte er die Lateinschule in Gera, dann ging er nach Dresden und studierte 1622 bei seinem berühmten Vetter Heinrich Schütz (1585–1672) Musik. 1623 zog er auf Geheiß der Eltern nach Leipzig, um dort Jura zu studieren.
1626 ging mit seinem Dichter-Freund Simon Dach (1605–1659) nach Königsberg. Im Gefolge einer holländischen Friedensdelegation geriet er 1627 im Zuge des Dreißigjährigen Krieges in schwedische Gefangenschaft, aus der er 1628 nach Königsberg zurückkehrte und sich nach einigen Umwegen ganz der Musik zuwandte. Im April 1631 wurde er Organist der Domkirche in Königsberg.
Heinrich Albert war Mitglied des Königsberger Dichter- und Musizierkreises, zu dem neben Simon Dach auch der Dichter-Pfarrer Georg Mylius (1613–1640) und der Hofkapellmeister Johann Stobäus (1580–1646), der Heinrich Albert zeitweilig unterrichtete, der Jurist und Kirchenlieddichter Johann Franck (1618–1677) und zeitweilig der Begründer der schlesischen Dichterschule und große Literaturtheoretiker des Barock Martin Opitz (1597–1639) gehörte. Die Gruppe traf sich in der Kürbishütte genannten Laube im Garten Heinrich Alberts, in der dieser Kürbisse züchtete. In deren Schale ritzten die Freunde Aphorismen. Diese Aphorismen vertonte Heinrich Albert und veröffentlichte den filigranen, dreistimmigen Zyklus »Musikalische Kürb(i)shütte, welche uns erinnert menschlicher Hinfälligkeit« (1641) – der Lyriker und Dichter Johannes Bobrowski (1917–1965), 1928–1939 ebenfalls in Königsberg wohnend, schreibt ehrfürchtig von diesem Kleinod, das unter anderem diese Sinnsprüche beinhaltet:
Mit der Zeit ich kommen bin, fall auch mit der Zeit dahin.
Nun ich jung noch bin und grüne, oh, so hält man mich im Wert. Bin ich welk und nicht mehr diene, wer ist dann, der der mein begehrt?
Mensch, ich kann es leichtlich gläuben, dass du wünschst, ich möchte bleiben. Nicht dein Will, auch meiner nicht, Gottes Wille, der geschicht.
Sieh mich an und denke dran: Ich muss fort von diesem Ort. Mit dir hält auch Gott solchen Brauch.
Die Zeit und wir vergehn! Was wir hier sehen stehn in diesem grünen Garten verwelkt in kurzer Zeit, weil schon des Herbstes Neid scheint drauf zu warten.
Oh, ich habe schon vernommen, dass mein Feind, der Herbst, wird kommen, dessen Raub ich werden soll. Lieber Mensch, gehab dich wohl.
Heinrich Albert starb bereits am 6. Oktober 1651 in Königsberg. Er war sowohl als Dichter als auch als Komponist vielfältig aktiv. Hier verbindet er sowohl französische als auch polnische und italienische Einflüsse in Bezug auf Wortgebundenheit, tänzerischen Rhythmus und perlende Koloratur. Als Komponist hat er unter anderem auch dem berühmten »Ännchen von Tharau« seines Freundes Simon Dach die Melodie gegeben. Im Evangelischen Gesangbuch ist er mit einem der schönsten Lieder vertreten, zu dem er sowohl Text als auch Melodie geschrieben hat:
Gott es Himmels und der Erden (1642, EG 445)
Gott des Himmels und der Erden, Vater, Sohn und Heilger Geist, der es Tag und Nacht lässt werden, Sonn und Mond uns scheinen heißt, dessen starke Hand die Welt, und was drinnen ist erhält:
Gott, ich danke dir von Herzen, dass du mich in dieser Nacht vor Gefahr, Angst, Not und Schmerzen hast behütet und bewacht, dass des bösen Feindes List mein nicht mächtig worden ist.
Lass die Nacht auch meiner Sünden jetzt mit dieser Nacht vergehn; o Herr Jesu, lass mich finden deine Wunden offen stehn, da alleine Hilf und Rat ist für meine Missetat.
Hilf, dass ich mit diesem Morgen geistlich auferstehen mag und für meine Seele sorgen, dass, wenn nun dein großer Tag uns erscheint und dein Gericht, ich davor erschrecke nicht.
Führe mich, o Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort; sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.
Meinen Leib und meine Seele samt den Sinnen und Verstand, großer Gott, ich dir befehle unter deine starke Hand. Herr, mein Schild, mein Ehr und Ruhm, nimm mich auf, dein Eigentum.
Deinen Engel zu mir sende, der des bösen Feindes Macht, List und Anschlag von mir wende und mich halt in guter Acht, der auch endlich mich zur Ruh trage nach dem Himmel zu.
Heinrich Albert:
Musikalische Kürb(i)shütte – Athesinus Consort Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Lieb, Leid und Zeit und Ewigkeit«, 1996)
Kirchen / Wirkungsstätten
- Apostelkirche, Dresden-Trachau
- Christuskirche, Dresden-Strehlen
- Dreikönigskirche – Haus der Kirche, Dresden-Dresden-Neustadt
- Evangelisch-Lutherische Kirche Weißer Hirsch, Dresden-Weißer Hirsch
- Emmauskirche, Dresden-Kaditz
- Frauenkirche, Dresden
- Gedächtniskirche Schönefeld, Leipzig-Schönefeld
- Heilandskirche, Dresden-Cotta
- Heilandskirche, Leipzig
- Johanniskirche, Gera
- Kreuzkirche, Dresden
- Loschwitzer Kirche, Dresden-Loschwitz
- Nathanaelkirche, Leipzig-Lindenau
- Peterskirche, Leipzig-Zentrum-Süd
- Philippuskirche, Leipzig-Lindenau
- St. Barbara, Dresden-Eschdorf
- St. Salvator, Gera
- St.-Markus-Kirche, Dresden-Pieschen
- Thomaskirche, Leipzig
- Taborkirche, Leipzig-Kleinzschocher
- Trinitatiskirche, Leipzig-Anger-Crottendorf
- Versöhnungskirche, Dresden-Striesen
- Versöhnungskirche, Leipzig-Gohlis
- Weinbergskirche, Dresden-Trachenberge