Georg Neumark

1621–1681

Georg Neumark

1621–1681

Wer kennt sie nicht, die majestätische Melodie des bekannten Kirchenliedes »Wer nur den lieben Gott lässt walten«. Sie stammt aus der Feder des Thüringer Hofdichters Georg Neumark, der sie 1641 als junger Mann in den letzten Jahren des 30-jährigen Krieges samt Text komponierte: Ein »Trostlied«, das dem allgegenwärtigen Grauen des Krieges die ruhige Zuversicht Gottes entgegen setzen will.

Neumark selbst war von den Wirren des Krieges umhergetrieben worden: Am 16. März 1621 im thüringischen Bad Langensalza geboren, in Mühlhausen aufgewachsen und in Gotha zur Schule gegangen, wich er ab 1640 dem Krieg nach Leipzig, Lüneburg, Hamburg und Kiel aus, bevor er 1643 ein Jura-Studium in Königsberg aufnehmen konnte, in dessen Verlauf er sich – unter anderem angeregt durch Kontakte mit dem Dichter-Kreis um Simon Dach (1605–1659) – mehr und mehr der Musik zuwandte. Als Neumark nach Ausbruch der Pest in Königsberg 1651 über Warschau, Thorn und Danzig nach Thüringen zurückkehrt, ist er ausgebildeter Jurist, achtbarer Gambenspieler und auf Berufung von Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar auch herzoglicher Bibliothekar und bald Archivsekretär, Vertrauter des Herzogs und ab 1653 höchst selbst Mitglied der »Fruchtbringenden Gesellschaft« – der größten Sprachgesellschaft des Barocks.

Als solcher dichtete und komponierte Georg Neumark eine Fülle weltlicher Gelegenheitsstücke zu feierlichen Anlässen – in Erinnerung blieb er allerdings vor allem durch seine geistlichen Lieder. 1859 vertonte der in Dresden wirkende Komponist und Dirigent Julius Rietz (1812–1877) Georg Neumarks wechselvolles Leben in der Oper »G. N. und die Gambe«, für die der Darmstädter Opernsänger und Schriftsteller Ernst Pasqué (1821–1892) das Libretto schrieb.

Georg Neumark starb am 8. Juli 1681 in Weimar. Neumarks Melodie ermunterte Komponisten wie Johann Sebastian Bach (1685–1750) und Felix Mendelssohn Bartholdy (1809–1847) zu ganzen Choralkantaten.

Georg Neumark:
Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369) – Lilienfelder Cantorei Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Choral:gut! Die schönsten Lieder des Gesangbuchs«, 2012)

Wer nur den lieben Gott lässt walten (EG 369)

1. Wer nur den lieben Gott lässt walten und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.

2. Was helfen uns die schweren Sorgen, was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.

3. Man halte nur ein wenig stille und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser's Gottes Gnadenwille, wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.

4. Er kennt die rechten Freudenstunden, er weiß wohl, wann es nützlich sei;
wenn er uns nur hat treu erfunden und merket keine Heuchelei,
so kommt Gott, eh wir's uns versehn,
und lässet uns viel Guts geschehn.

5. Denk nicht in deiner Drangsalshitze, dass du von Gott verlassen seist
und dass ihm der im Schoße sitze, der sich mit stetem Glücke speist.
Die Folgezeit verändert viel
und setzet jeglichem sein Ziel.

6. Es sind ja Gott sehr leichte Sachen und ist dem Höchsten alles gleich:
Den Reichen klein und arm zu machen, den Armen aber groß und reich.
Gott ist der rechte Wundermann,
der bald erhöhn, bald stürzen kann.

7. Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu
und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu;
denn welcher seine Zuversicht
auf Gott setzt, den verlässt er nicht.

Georg Neumark (1621–1681)