Johann Hermann Schein

1586–1630

Johann Hermann Schein

1586–1630

Johann Hermann Schein, geboren am 20. Januar 1586 im Pfarrhaus in Grünhain bei Annaberg im Erzgebirge, kam als 13-jähriger als Chorknabe an den Dresdner Hof, wo er in der Hofkapelle unter Rogier Michael musizierte. 1603 wurde er an die Fürstenschule in Schulpforta bei Naumburg delegiert und nahm 1607 schließlich ein Jura-Studium in Leipzig auf.

Vielfach begabt und gefördert zog es Johann Hermann Schein schließlich vollends auf die musikalische Laufbahn. 1612 ging er zunächst nach Weißenfels, wo er Heinrich Schütz kennen lernte, 1615 wurde er Hofkapellmeister in Weimar. Bereits ein Jahr später ging er nach Leipzig an die Thomasschule, wo er später Director musices und damit einer der berühmtesten Vorgänger Johann Sebastian Bachs in diesem Amt wurde. Ähnlich wie Heinrich Schütz übernahm Johann Hermann Schein moderne italienische Einflüsse in der Musik und gilt neben dem Dresdner Musicus Poeticus als bedeutendster Vertreter der Motetten-Kompositionen. Sein »Israelis Brünnlein« 1623 steht in seiner madrigalesken Ausdrucksfreude und Wirkkraft gleichrangig neben der »Geistlichen Chormusik« 1648 von Heinrich Schütz. Durch seine Freundschaft mit dem Dichter Paul Fleming hat Johann Hermann Schein auch das deutsche Chorlied, das in der Generation vor ihm entscheidend durch Leonhard Lechner Athesinus geprägt wurde, vorangetrieben und durch viele Veröffentlichungen als eigene Gattung stark gemacht. Darüber hinaus veröffentlichte Johann Hermann Schein geistliche Konzerte, instrumentale Tanzsuiten und 1627/29 das Cantional oder Gesangbuch Augspurgischer Confession, für das er eine Vielzahl vier- bis sechsstimmiger Lieder schrieb.

Nachdem bereits seine erste Frau und sieben seiner neun Kinder vor ihm gestorben waren, starb Johann Hermann Schein bereits 44-jährig am 19. November 1630 in Leipzig. Heinrich Schütz schrieb für das Begräbnis seines Freundes die sechsstimmige Motette »Das ist je gewisslich wahr«, die er später in der »Geistlichen Chormusik 1648« veröffentlichte. Hugo Distler wiederum übernahm für seine »Geistliche Chormusik op. 12« ebenfalls diesen Text und schrieb darauf 1942, kurz vor seinem eigenen Tod, eine vierstimmige Motette.

Johann Hermann Schein:
Was betrübst du dich meine Seele – Athesinus Consort Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Boten«, 2011)

Johann Hermann Schein (1586–1630)