Philipp Friedrich Hiller
1699–1769
Philipp Friedrich Hiller
1699–1769
Manchmal geschehen Zeichen und Wunder. Zumindest wird von ihnen berichtet: So soll der Mühlhausener Vikar und Liederdichter Philipp Friedrich Hiller, durch ein chronisches Halsleiden beinahe stimmlos und daher unfähig zu predigen, 1751 nach 20 Jahren im Dienst seiner Gemeinde in Hessigheim am Neckar kurz vor der Amtsenthebung gestanden haben – und doch im Amt bestätigt worden sein, weil die Protestführer seiner Gemeinde ihrem Protest ein Liedblatt beigefügt hatten, dessen Text – ahnungslos, dass es ein Liedblatt Hillers war – ihnen als Beispiel für die Fähigkeiten ihres zukünftigen idealen Pfarrers dienen sollte.
Hiller blieb entsprechend im Amt und versah es mithilfe eines Vikars, der ihm das Predigen abnahm und damit umso mehr Zeit für die Seelsorge, das Bibelstudium und nicht zuletzt die dichterische Arbeit bescherte. Über tausend geistliche Lieder entstanden in dieser Zeit, die schnell Aufnahme in die Erbauungsstunden der Schwäbischen Pietisten fanden und von denen einige im 19. Jahrhundert auf Initiative Albert Knapps (1798–1864) auch ins Evangelische Gesangbuch aufgenommen wurden. Hiller, der am 6. Januar 1699 in Mühlhausen an der Enz geboren worden war und am 24. April 1769 in Steinheim am Albuch verstarb, hatte sein Talent zu Musik und Dichtung bereits im frühen Jugendalter entdeckt und während seiner Schul- und Studienzeit in Denkendorf, Maulbronn und Tübingen und auch noch als Pfarrgehilfe, Hauslehrer und Vikar Brettachm, Vaihingen, Schwaigern und Nürnberg gepflegt. In Nürnberg erschien auch sein erstes dichterisches Werk: Die Vertonung von Johann Arndts »Paradiesgärtlein geistreicher Gebete« (1729–1731). Sein wohl bekanntestes im Evangelischen Gesangbuch erhaltenes Lied:
Philipp Friedrich Hiller:
Wir warten dein, o Gottes Sohn (EG 152) – Klaus-Martin Bresgott
Wir warten dein, o Gottes Sohn (EG 152)
1) Wir warten dein, o Gottes Sohn,
und lieben dein Erscheinen.
Wir wissen dich auf deinem Thron
und nennen uns die Deinen.
Wer an dich glaubt,
erhebt sein Haupt
und siehet dir entgegen;
du kommst uns ja zum Segen.
2) Wir warten deiner mit Geduld
in unsern Leidenstagen;
wir trösten uns, dass du die Schuld
am Kreuz hast abgetragen;
so können wir
nun gern mit dir
uns auch zum Kreuz bequemen,
bis du es weg wirst nehmen.
3) Wir warten dein; du hast uns ja
das Herz schon hingenommen.
Du bist uns zwar im Geiste nah,
doch sollst du sichtbar kommen;
da willst uns du
bei dir auch Ruh,
bei dir auch Freude geben,
bei dir ein herrlich Leben.
4) Wir warten dein, du kommst gewiss,
die Zeit ist bald vergangen;
wir freuen uns schon überdies
mit kindlichem Verlangen.
Was wird geschehn,
wenn wir dich sehn,
wenn du uns heim wirst bringen,
wenn wir dir ewig singen!