Friedrich Wilhelm Buttel
1796–1869
Friedrich Wilhelm Buttel
1796–1869
Friedrich Wilhelm Buttel wurde am 1. Dezember 1796 in Zielenzig, dem heutigen Sulęcin, der Kreisstadt der Woiwodschaft Lebus im Tal des kleinen Nebenflusses Postumfließ (Postomia) der Warthe (Warta) als Sohn eines Maurermeisters geboren. Der Schüler der Berliner Bauakademie wurde in Architektur von Karl Friedrich Schinkel und in Zeichnen von Johann Gottfried Schadow, dem bedeutendsten Bildhauer des Klassizismus, unterrichtet. Mit 24 Jahren wurde Friedrich Wilhelm Buttel nach Fürsprache Karl Friedrich Schinkels 1821 Beamter der Bauverwaltung der Mecklenburg-Strelitzschen Landesregierung, heiratete 1822 Emilie Dunckelberg, eine Tochter des Landbaumeisters Friedrich Wilhelm Dunckelberg (1773–1844), und wurde 1823 durch Großherzog Georg (1779–1860) zum Hofbaumeister ernannt. Aus der Ehe mit Emilie Dunckelberg gingen elf Kinder hervor, darunter der Jurist und spätere Neustrelitzer Bürgermeister Hermann Buttel (1823–1891). Friedrich Wilhelm Buttel galt als sehr kunstverständig und künstlerisch veranlagt, was sowohl seine Ölgemälde, Aquarelle und Zeichnungen als auch die Überlieferungen seines Klavierspiels unter Beweis stellt. 1860 wurde Friedrich Wilhelm Buttel zum Oberbaurat ernannt und hatte damit eine ähnlich angesehene und wichtige Stellung wie Karl Friedrich Schinkel in Preußen inne, dem er inzwischen – wie auch Friedrich August Stüler (1800–1865) – freundschaftlich verbunden war. Kurz davor, von 1855–1859 errichtet er mit den von Albert Wolf modellierten Statuen der vier Evangelisten über dem Portal die berühmte Neustrelitzer Schlosskirche, die als sein Hauptwerk gilt.
Er wirkte hauptsächlich im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz und prägte diese Gegend im klassizistischen und neugotischen Stil der Zeit mit einer sehr individuellen und poetischen Formensprache. Als Baubeamter des Großherzogtum war er zugleich ein auf pragmatische Lösungen bedachter Fachmann, der viele praktische Lösungen für das Bauwesen entwickelte. Auf ihn geht unter anderem die Erfindung der Dachpappe zurück. Am 4. November 1869 schied Friedrich Wilhelm Buttel in der Residenzstadt Neustrelitz nach dem Tod seiner Frau entkräftet freiwillig aus dem Leben.
Besonders in Türmen sah der Architekt die spirituelle Dimension eines Baus verwirklicht. Zur Grundsteinlegung des Klosterturms von Malchow (1844) ist von ihm die Bemerkung überliefert: »Auf ihren Zinnen, wo der Blick in weite Fernen schweifen und sich Gottes schöner Natur erfreuen darf, wo auch die Brust reinere Luft atmet und wo der Mensch den Störungen des irdischen Lebens ferner steht, fühlt sich der Geist entfesselt und dem Ewigen und Überirdischen näher als hienieden. […] Türme, deren Spitzen edel geformt und leicht, wie versteinerte Blüten in den blauen Äther hineinwachsen, zeigen, wie der Blick sich himmelwärts wenden soll.« (Friedrich Wilhelm Buttel, nach Jacob Friedrich Roloff: Erinnerungen an Friedrich Wilhelm Buttel. Commissionsverlag Gustav Lange, Berlin, 1870)