Hans Gottfried von Stockhausen

1920–2010

Hans Gottfried von Stockhausen

1920–2010

Der Maler und Zeichner Hans Gottfried von Stockhausen wurde am 12. Mai 1920 auf der Trendelburg nördlich von Kassel geboren. Er stammte aus dem thüringischen Zweig der Adelsfamilie von Stockhausen. Bereits in der Schule in Hofgeismar inspirierte ihn sein Zeichenlehrer Adolf Faust, der auch als Maler künstlerisch tätig war. Nach seinem Abitur tritt Hans Gottfried von Stockhausen 1939 in ein Potsdamer Artillerie-Regiment ein und nimmt an Feldzügen in Frankreich sowie in Russland teil. Nach einer Verletzung in Stalingrad hält er sich einige Zeit in Berlin auf, heiratet 1944 die Malerin Margarethe Lahusen und 1945 wird der Sohn Friedemann geboren. Wieder im Kriegsgeschehen, wird Hans Gottfried von Stockhausen am 22. April 1944 in Italien gefangen genommen, worauf eine zweijährige Kriegsgefangenschaft im britisch protektorierten Ägypten folgte. Im Zeltlager von Tumilat arbeitet er als Zeichner und Bühnenbildner.

Nach seiner Rückkehr nach Deutschland studierte Hans Gottfried von Stockhausen von 1947 bis 1952 an der Kunstakademie Stuttgart bei Rudolf Yelin Glasmalerei und bei Hans Meid spezialisiert er sich auf angewandte Kunst. 1948 entstehen die ersten Glasarbeiten von Hans Gottfried von Stockhausen und die Tochter Lu-Cornelia wird geboren. Nach dem Studium kommt es zur Zusammenarbeit mit der Glaswerkstatt »Fr. Mayer’sche Hofkunstanstalt« in München, 1956 erhält Hans Gottfried von Stockhausen den Auftrag, drei Chorfenster für das Ulmer Münster zu gestalten. In den folgenden Jahren entstanden Fenster für die Auferstehungskirche in Bad Oeynhausen, die Hamburger Hauptkirche St. Katharinen sowie für die St. Nicolai-Kirche und die Stadtkirche St. Reinoldi in Dortmund.

Ab 1968 leitet Hans Gottfried von Stockhausen eine Grundklasse für Malerei an der Staatlichen Akademie für Bildende Künste Stuttgart (Kunstakademie) und übernimmt 1970 den Lehrstuhl für Glasmalerei und Mosaik. Mehrere Studienreisen führen ihn nach Südostasien. Als Professor widmet er sich besonders dem von ihm seit 1964 entworfenen freien Glasbild und entwickelt es weiter. Das farbige Glas an sich steht im Mittelpunkt, obwohl Hans Gottfried von Stockhausen die figürliche Darstellung beibehält. Dabei nahm er häufig Figuren und Szene aus Texten der Bibel auf oder verarbeitete Motive der antiken Mythologie, die für ihn wichtige Inhalte verkörperten und von ihm auf Glas in eine zeitgenössische Sprache übersetzt wurden. Bei den angewandten Techniken verließ sich Hans Gottfried von Stockhausen auf altes Handwerk und übte gleichzeitig neue Techniken für Glasbilder ein.

1974 heiratet Hans Gottfried von Stockhausen die Malerin Ada Isensee und fährt regelmäßig zu Studienaufenthalten in das schweizerische Engadin. 1979 stellt er gemeinsam mit seiner Frau in den USA »New Glass« aus. Vor seiner Emeritierung 1985 wird an der Kunstakademie ein Studioglasofen errichtet und es ist sein Verdienst, dass »Stuttgarter Glas« zu einem international anerkannten Begriff geworden ist. Es folgen Lehraufträge in Washington und Edinburgh und die Gestaltung von Chorfenstern für die St. James Cathedral in Seattle. 1997 fertigt Hans Gottfried von Stockhausen für die Leipziger Thomaskirche das Mendelssohnfenster und drei Jahre später das Thomasfenster. Unter den vielen Preisen, die sein Werk und Engagement auszeichneten, ist unter anderem das »Bundesverdienstkreuz Erster Klasse« zu nennen, das er 1980 erhielt und die »Silberne Brenz-Medaille« der Evangelischen Landeskirche Württembergs von 2007. Am 8. Januar 2010 verstarb Hans Gottfried von Stockhausen in Remshalden-Buoch bei Stuttgart.

Hans Gottfried von Stockhausen (1920–2010)

Christuskirche in Hamburg Othmarschen, Innenraum, Detail des Rosettenfensters

Glasfenster in der St.-Nicolai-Kirche in Dortmund

Mendelssohn-Fenster in der Thomaskirche Leipzig