Melchior Vulpius
um 1570–1615
ab 1596 Stadtkantor in Weimar – Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche)
Melchior Vulpius
um 1570–1615
Melchior Vulpius wurde um 1570 im thüringischen Wasungen als Kind einer Handwerkerfamilie geboren, besuchte die dortige Stadtschule und erhielt zunächst Unterricht bei Johannes Steurlein, dem Urheber der Melodie des bekannten Frühlingsliedes »Wie lieblich ist der Maien aus lauter Gottes Güt« (1575, EG 370), der zu dieser Zeit Stadtschreiber in Wasungen war. Frisch verheiratet erhielt Melchior Vulpius 1589 eine Anstellung in Südthüringen am Hennebergischen Gymnasium in Schleusingen. Auch Johannes Steurlein hatte zu dieser Zeit eine Anstellung bei den Hennebergern als Kanzleisekretär in Meiningen gefunden.
1596 wurde Melchior Vulpius schließlich das Stadtkantorat in Weimar übertragen. Dort entwickelte er sich zu einem vielseitigen Kirchenmusiker und -komponisten und veröffentlichte wichtige Anthologien zeitgenössischer Kirchenmusik, unter anderem die »Cantiones sacrae« (1602 und 1604), »Canticum beatissimae« (1605) und »Ein schön geistlich Gesangbuch« (1609). Auch eigene Kompositionen wie »Pars prima Cantionum sacrarum« (1602), »Pars secunda selectissimarum Cantionum sacrarum« (1603), »Kirchen Geseng und Geistliche Lieder D. Martini Lutheri und anderer frommen Christen« (1604) sowie »Erster Theil Deutscher Sonntäglicher Evangelien Sprüche« (1612) und »Der ander Theil Deutscher Sonntäglicher Evangelien Sprüche« (1614) machten ihn weit über Weimar hinaus in seiner Zeit bekannt.
Im regen Gebrauch haben sich bis heute vor allem seine Melodien für Lieder aus dem Evangelischen Gesangbuch erhalten – unter anderem »Gelobt sei Gott im höchsten Thron« (EG 103), »Hinunter ist der Sonnen Schein« (EG 467) und »Die helle Son leucht jetzt herfür« (EG 437).
Melchior Vulpius starb am 7. August 1615 in Weimar.
Die helle Sonn leucht jetzt herfür (EG 437)
1. Die helle Sonn leucht’ jetzt herfür, fröhlich vom Schlaf aufstehen wir, Gott Lob, der uns heut diese Nacht behüt’ hat vor des Teufels Macht.
2. Herr Christ, den Tag uns auch behüt vor Sünd und Schand durch deine Güt. Lass deine lieben Engelein unsre Hüter und Wächter sein,
3. dass unser Herz in G’horsam leb, deim Wort und Willn nicht widerstreb, dass wir dich stets vor Augen han in allem, das wir heben an.
4. Lass unser Werk geraten wohl, was ein jeder ausrichten soll, dass unsre Arbeit, Müh und Fleiß gereich zu deim Lob, Ehr und Preis.
Text: Nikolaus Herman 1560 Melodie und Satz: Melchior Vulpius 1609
Melchior Vulpius:
Die helle Sonn leucht jetzt herfür (EG 437) – Athesinus Consort Berlin, Leitung Klaus-Martin Bresgott