Michael Weiße
1488–1534
Michael Weiße »Ein new Gesangbuchlein«
Michael Weiße
1488–1534
Michael Weiße war zunächst Franziskanermönch in Breslau und nach 1518 Priester und Vorsteher der Unität der Böhmischen Brüder in Lanškroun und Fulnek. Zudem verfasste er theologische Schriften sowie übersetzte aus dem tschechischen und lateinischen und dichtete selbst zahlreiche Kirchenlieder, die von ihm teilweise vertont wurden. Unter dem Titel »Ein new Gesangbuchlein« gab er das »Gesangbuch der Böhmischen Brüder 1531« mit 157 deutschen Kirchenliedern das umfangreichste Gesangbuch der Reformation in Jungbunzlau (heute Mlada Boleslav) heraus. Fünfmal weilte er persönlich als Mitglied einer Gesandtschaft bei Martin Luther in Wittenberg.
Michael Weiße wurde um 1488 in Neiße (Schlesien) geboren und war Schüler am Neißer Pfarrgymnasium. Ab 1504 studierte er an der Universität Krakau und trat 1510 in Breslau in ein Franziskanerkloster (St.-Vinzenz-Kirche) ein. Da er sowie seine Mitbrüder Johannes Zeising und Johann Mönch sich der Lehre Luthers zugewandt hatten, sind sie 1517/18 aus Breslau ausgewiesen worden. Mit Zustimmung des Priesters Laurentis Krasonický (Vavřinec Krasonický) und gegen den Widerstand des Brüderbischofs Lukas von Prag wurden sie in die Unität der Böhmischen Brüder aufgenommen. 1522 wurde Michael Weiße zum Prediger und Vorsteher der deutschsprachigen Brüdergemeinde in Lanškroun gewählt. Im selben Jahr entsandte ihn Bischof Lukas von Prag zusammen mit Johann Horn nach Wittenberg zu Martin Luther. Dort sollten sie unter anderem das Glaubensbekenntnis der Brüder mit dem Luthers vergleichen und Luthers Abendmahlslehre kennenlernen.
1525 veröffentlichte er die Schrift: »Eyn kurtz unterricht von dem ursprunck der Bruder in Behmen vnd desselben vrsach, daryn sie auch beweysen, das sie nicht aus der Waldenser oder Pickartenrotten kommen. Gesant auff den Lanttag ken Praga. Gedruckt yn der churf. stat Zwickaw durch Jorg Gastel ym 1525«. Seit 1525 propagierten Michael Weiße und seine Breslauer Mitbrüder Johann Zeising und Johann Mönch die Lehre Zwinglis, weshalb es zu einer harten Auseinandersetzung mit dem Senior Lukas von Prag kam. Während sich Michael Weiße und Johann Mönch dem Bischof unterwarfen, schloss sich Zeising den Täufern an. 1528 wurde er auf Befehl des Königs Ferdinand I. in Brünn verbrannt. 1532 wurde Weiße in den Rat der Brüdergemeinde gewählt. Im selben Jahr übersetzte er die Apologie der Böhmischen Brüder ins Deutsche, die ein Jahr später in Zürich gedruckt wurde. Sie wurde jedoch von den meisten Mitbrüdern, die zu den Anhängern Luthers gehörten, als unrichtig erklärt und abgelehnt. Sie veranlassten eine neue Übersetzung, in die Luthers Abendmahlslehre Eingang fand. Für diese Übersetzung, die 1533 in Wittenberg erschien, schrieb Martin Luther selbst das Vorwort. Michael Weiße begann die Lieder in seinem Gesangbuch der neuen Abendmahlslehre anzupassen, konnte diese Arbeit aber nicht abschließen. Er starb frühzeitig im Jahr 19. März 1534 in Lanškroun an einer Fleischvergiftung.
Das Gesangbuch erschien in hohen Auflagen in Ulm 1544, 1566, 1580 und 1606. 1639 wurde es noch einmal nachgedruckt, obgleich Böhmen 1621 wieder katholisch wurde. 1544 gab Weißes früherer Bischof Johann Horn Weißes Gesangbuch von 1531 in Nürnberg überarbeitet nach der neuen Abendmahllehre neu heraus. Von den insgesamt 181 Liedern stammten 149 aus der ersten Auflage, 32 Lieder kamen neu hinzu. Diese Ausgabe erschien unter dem Titel »Gesangbuch Der Brüder in Behemen vnd Merherrn, die man auß haß vnd neid Pickharden, Waldenses [et]c. nennet: Von jnen auff ein neues (sonderlich vom Sacrament des Nachtmals) gebessert, vnd etliche schöne newe Geseng hinzu gethan«.
Martin Luther nannte Michael Weiße »einen trefflich deutschen Poeten«. Daher wurden Texte Weißes auch von Martin Luther übernommen und sogar Strophen von ihm hinzugedichtet (die 8. Strophe zum bekannten Lied »Nun lasset uns den Leib begraben«). Martin Luther übernahm 11 Weiße Lieder in das Babstsche Liederbuch 1545. Die Straßburger Reformatorin Katharina Schütz gab 1534 mit den Liedern von Michael Weiße vier bezahlbare Liedbüchlein heraus, die große Verbreitung im süddeutschen Raum fanden. Auch Calvin übernahm nach seinem Asyl in Straßburg den Liedschatz mit in die Schweiz. Den Liederschatz Michael Weißes nutzten Johann Sebastian Bach für das Orgelbüchlein, für 10 Choräle sowie für zwei Choräle in der Johannes Passion (»Christus, der uns selig macht«, »O hilf, Christe, Gottes Sohn«) und Johannes Brahms als Textvorlage für das »Deutsche Requiem«. 1951 entdeckten »neu« die Teilnehmer des Kirchentages das wunderbare Lied von Michael Weiße »O gläubig Herz, gebenedei«. Im aktuellen Evangelischen Gesangbuch sind neun Lieder von Michael Weiße enthalten, darunter das Auferstehungslied zu Off. 19,5 (EG 103/GL 328)
Michael Weiße:
Gelobt sei Gott im höchsten Thron – Athesinus Consort Berlin, Leitung: Klaus-Martin Bresgott
Gelobt sei Gott im höchsten Thron
1. Gelobt sei Gott im höchsten Thron
samt seinem eingebornen Sohn,
der für uns hat genug getan.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
2. Des Morgens früh am dritten Tag,
da noch der Stein am Grabe lag,
erstand er frei ohn alle Klag.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
3. Der Engel sprach: Nun fürcht' euch nicht;
denn ich weiß wohl, was euch gebricht.
Ihr sucht Jesus, den find't ihr nicht.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
4. Er ist erstanden von dem Tod,
hat überwunden alle Not;
kommt, seht, wo er gelegen hat.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
5. Nun bitten wir Dich, Jesu Christ,
weil Du vom Tod erstanden bist,
verleihe, was uns selig ist.
Halleluja, Halleluja, Halleluja.
6. O mache unser Herz bereit,
damit von Sünden wir befreit
dir mögen singen allezeit:
Halleluja, Halleluja, Halleluja.