Johann Heermann

1585–1647

Johann Heermann

1585–1647

Johann(es) Heermann wurde am 11. Oktober 1585 in Raudten (Rudna) im schlesischen Herzogtum Glogau (Głogów) geboren.

Nach dem Schulbesuch in Fraustadt (Wschowa) und Breslau (Wrocław) studierte er in Straßburg Theologie und kam frühzeitig mit der Dichtung von Martin Opitz (1597–1639) in Verbindung, der ebenfalls in Breslau zur Schule gegangen war und mit seinem 1624 verfassten »Buch von der Deutschen Poeterey« maßgeblichen Einfluss auf die Lieddichtungen Johann Heermanns haben sollte. Ab 1611 war Johann Heermann Pfarrer in Köben (Chobienia)in der Nähe von Glogau. Seine dortige Amtszeit war von Kriegsplünderungen, Pest und schließlich auch von der Gegenreformation geprägt. 1638 gab er sein Amt auf und zog nach Lissa (Leszno), wo er am 17. Februar 1647 starb.

Johann Heermann gilt als einer bedeutendsten geistlichen Lieddichter des Barock. Mit seinen etwa 400 Liedern gilt er als Wegbereiter für Paul Gerhardt (1607–1676). Auch durch Johann Sebastian Bachs (1685–1750) Bearbeitungen werden seine Choräle »O Gott, du frommer Gott« oder »Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen« bis heute viel gesungen. Eines seiner bekanntesten Lieder im Evangelischen Gesangbuch ist:

Johann Heermann:
O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72) – Klaus-Martin Bresgott

O Jesu Christe, wahres Licht (EG 72)

1. O Jesu Christe, wahres Licht,
erleuchte, die dich kennen nicht,
und bringe sie zu deiner Herd,
dass ihre Seel auch selig werd.

2. Erfülle mit dem Gnadenschein,
die in Irrtum verführet sein,
auch die, so heimlich ficht noch an
in ihrem Sinn ein falscher Wahn;

3. und was sich sonst verlaufen hat
von dir, das suche du mit Gnad
und ihr verwund’t Gewissen heil,
lass sie am Himmel haben teil.

4. Den Tauben öffne das Gehör,
die Stummen richtig reden lehr,
die nicht bekennen wollen frei,
was ihres Herzens Glaube sei.

5. Erleuchte, die da sind verblend’t,
bring her, die sich von uns getrennt,
versammle, die zerstreuet gehn,
mach feste, die im Zweifel stehn.

6. So werden sie mit uns zugleich
auf Erden und im Himmelreich
hier zeitlich und dort ewiglich
für solche Gnade preisen dich.

Johann Heermann (1585–1647)