Friedrich von Bodelschwingh
1877–1946
Friedrich von Bodelschwingh
1877–1946
Nur wenigen Menschen gelingt es, mit nur einem Lied im Evangelischen Gesangbuch zu den prägenden protestantischen Dichtern gezählt zu werden. Friedrich von Bodelschwingh dem Jüngeren, am 14. August 1877 in Bethel bei Bielefeld geboren, ist dies gelungen. Denn seinem Lied »Nun gehören unsere Herzen«, Nr. 93 im Evangelischen Gesangbuch, gelingt es wie kaum einem anderen, sowohl in seine Zeit als auch über seine Zeit hinaus zu sprechen: 1927 in Bethel für einen Karfreitagsgottesdienst geschrieben, wurde es 1938 erstmals veröffentlicht – just in jenem Jahr, da der deutsche Diktator einen Treueschwur auf seine Person von allen Amtspersonen, so auch den Pfarrern des Landes, verlangte.
Demgegenüber hält von Bodelschwinghs Lied – auf einer Linie mit der Barmer Theologischen Erklärung (1934) der Bekennenden Kirche – fest, wem die unbedingte Treue eines Christenmenschen gilt: Christus! – und zwar nicht dem strahlenden Helden-Christus der Deutschen Christen, sondern dem »Mann von Golgatha«, dem leidenden Christus. Dem hatte sich der »Pastor Fritz« schon von Berufswegen verschrieben. Nicht allein als evangelischer Pfarrer, sondern seit 1910 insbesondere als Leiter der von seinem Vater gegründeten »Von-Bodelschwinghschen-Anstalten« in Bethel, einer der größten evangelischen sozialdiakonischen Einrichtungen des Landes, die er durch zwei Kriege hindurch und unter schwierigsten politischen Verhältnissen führen und ausbauen sollte.
Dass es ihm, der anfangs selbst mit den Nationalsozialisten sympathisiert hatte und 1933 kurzzeitig designierter Reichsbischof war, gelang, seine Anstalten weitgehend vor den sogenannten »Euthanasie«-Maßnahmen der Nationalsozialisten zu schützen, hat ihm auch nach 1945 bleibenden Respekt eingetragen. Friedrich Bodelschwingh starb am 4. Januar 1946 in Bethel.
Friedrich von Bodelschwingh:
Nun gehören unsre Herzen (EG 93) – Klaus-Martin Bresgott
Nun gehören unsre Herzen (EG 93)
1. Nun gehören unsre Herzen ganz dem Mann von Golgatha,
der in bittern Todesschmerzen das Geheimnis Gottes sah,
das Geheimnis des Gerichtes über aller Menschen Schuld,
das Geheimnis neuen Lichtes aus des Vaters ewger Huld.
2. Nun in heilgem Stilleschweigen stehen wir auf Golgatha.
Tief und tiefer wir uns neigen vor dem Wunder, das geschah,
als der Freie ward zum Knechte und der Größte ganz gering,
als für Sünder der Gerechte in des Todes Rachen ging.
3. Doch ob tausend Todesnächte liegen über Golgatha,
ob der Hölle Lügenmächte triumphieren fern und nah,
dennoch dringt als Überwinder Christus durch des Sterbens Tor;
und die sonst des Todes Kinder, führt zum Leben er empor.
4. Schweigen müssen nun die Feinde vor dem Sieg von Golgatha.
Die begnadigte Gemeinde sagt zu Christi Wegen: Ja!
Ja, wir danken deinen Schmerzen; ja, wir preisen deine Treu;
ja, wir dienen dir von Herzen; ja, du machst einst alles neu.