Martin Niemöller

1892–1984

Martin Niemöller

1892–1984

Martin Niemöller wurde am 14. Januar 1892 im westfälischen Lippstadt als Sohn des Pfarrers Heinrich Niemöller und seiner Ehefrau Paula Niemöller geboren. Nach dem Abitur 1910 in Wuppertal-Elberfeld ging Martin Niemöller zur Kaiserlichen Marine, wurde U-Boot-Fahrer, Steuermann, Erster Offizier und Kommandant.

Im Ersten Weltkrieg kämpfe Martin Niemöller unter Wasser und verließ 1919 die Marine, weil er die demokratisch gewählte Regierung ablehnte. Im selben Jahr heiratete er Else Bremer (1890–1961), begann an einem Bauernhof bei Osnabrück eine landwirtschaftliche Lehre und wechselte schließlich nach Münster, um Evangelische Theologie zu studieren. Während seines vierjährigen Studiums war er als Freikorps-Kommandeur aktiv.

Ab 1924 wählte Martin Niemöller die NSDAP, war als Pfarrer in der westfälischen »Inneren Mission« tätig und ab 1931 Pfarrer in der neu gebauten Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem. Hier lernte Martin Niemöller evangelische Christen kennen, die der NSDAP kritisch gegenüberstanden. Im September 1933 gründet er den »Pfarrernotbund«, aus Empörung über den »Arierparagraphen«, mit dem sogenannte »Nichtarier« vom Pfarramt ausgeschlossen wurden. Dieser Notbund sollte zu einem Vorläufer der »Bekennenden Kirche« werden.

Anfangs suchte Martin Niemöller noch nach Kompromissen mit der kirchlichen Mehrheit, den »Deutschen Christen«. Aber das Oppositionelle in ihm nahm immer mehr zu. Nach einer ersten kurzen Verhaftung 1935 wurde er im Juli 1937 erneut verhaftet, was Solidaritätsbekundungen im In- und im Ausland hervorbrachte. Als »Staatsfeind« kam er zunächst in das Konzentrationslager Sachsenhausen bei Berlin, und später, 1941, nach Dachau. Während dieser Zeit veränderte sich Martin Niemöllers Theologie radikal. Grenzüberschreitend, international und politisch engagiert gegen jegliche Ideologie sah er den christlichen Glauben. Bis dahin war für ihn die Aufgabe der Kirche hauptsächliche ein »Dienst am Volk« gewesen, so wie ein U-Boot-Kommandant die Befehle für sein Vaterland auszuführen hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte Martin Niemöller zu den Verfassern des »Stuttgarter Schuldbekenntnisses« der Evangelischen Kirchen in Deutschland und wandte sich von seinem neuen Wohnort Wiesbaden verstärkt der Ökumene zu. Von 1961 bis 1968 war er einer der sechs Präsidenten des weltweiten Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK). Außerdem kritisierte er die Wiederbewaffnung Deutschlands sowie das atomare Wettrüsten während des »Kalten Krieges« und engagierte sich als kompromissloser Pazifist. Er war Präsident der »Deutschen Friedensgesellschaft« und des »Verbandes der Kriegsdienstverweigerer«. Bis ins hohe Alter äußerte Martin Niemöller Kritik an den kirchlichen Strukturen und Ausrichtungen sowie an der Politik der Bundesrepublik.

Anfang Januar 1980 überließ er seine Grabstelle auf dem St.-Annen-Friedhof in Berlin-Dahlem dem am 24. Dezember 1979 verstorbenen Rudi Dutschke. Martin Niemöller selbst starb am 6. März 1984 in Wiesbaden und hinterließ als ein eigenwilliger und doch leidenschaftlicher Streiter das Vorbild eines Menschen, der unermüdlich kämpft und vor unbequemen Fragen nicht zurückscheut.

Martin Niemöller (1892–1984)