Karl Barth

1886–1968

Karl Barth

1886–1968

Karl Barth wurde am 10. Mai 1886 als Sohn des Theologieprofessors Johann Friedrich und seiner Ehefrau Anna Katharina Barth in Basel (Schweiz) geboren. Mit zwei Schwestern und zwei Brüdern wuchs er in Bern auf und studierte dort sowie in Berlin, Tübingen und Marburg Evangelische Theologie. Einer seiner Professoren war Adolf von Harnack, ein bedeutender liberaler Theologe der damaligen Zeit. Im Alter von 23 Jahren wurde Karl Barth 1909 Hilfsprediger der deutschsprachigen evangelisch-reformierten Kirchengemeinde in Genf.

Von 1911 bis 1921 war er Pfarrer in Safenwil im Kanton Aargau, einer Gemeinde mit Bauern- und Arbeiterfamilien. Die sozialen Probleme vor Ort ließen seine Theologie reifen und sein politisches Engagement beginnen. 1915 trat er der Sozialdemokratischen Partei bei und half bei der Gründung einer Gewerkschaft in Safenwil. In diesen Jahren, 1913, heiratete er Nelly Hoffmann (1893–1976) und stand in regem Austausch mit Kollegen im benachbarten Württemberg. Doch in der praktischen Arbeit als Pfarrer erschien ihm seine eigene theologische Ausbildung als unzureichend und er bezweifelte, ob er den ihm anvertrauten Menschen überhaupt etwas Hilfreiches sagen könne.

So begann Karl Barth 1916 den Brief des Paulus an die Gemeinde in Rom neu zu lesen und mit Kommentaren zu versehen, um dem alten Text, dem »Wort Gottes«, einen aktuellen Wert und eine Relevanz abzugewinnen. Dabei setzte er sich auch mit den Auslegungen des frommen »Biblizisten« August Tholuck, des Philosophen Sören Kierkegaard und der Reformatoren Johannes Calvin sowie Martin Luther auseinander. Mit der Veröffentlichung seines Römerbrief-Kommentars 1919 wurde Karl Barth plötzlich bekannt und zum Begründer der »Wort-Gottes«-Theologie, die ein neues Lesen der Texte der Bibel implizierte und sich verabschiedete von den fortschrittsgläubigen theologisch-philosophischen Konzepten aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg. Dies führte zur »Dialektischen Theologie« in Abgrenzung zu einer allzu optimistischen, schließlich realitätsfernen Theologie. Karl Barth beschreibt das »Wort Gottes« mit konzentrischen Kreisen, in deren Mitte Jesus Christus als »Wort Gottes« steht. Von Jesus geht das »Wort Gottes« aus, das ihn in den Texten der Bibel bezeugt und von diesem wiederum geht die Verkündigung der Kirche als »Wort Gottes« aus. Nur in dieser Anbindung und mit der Zentrierung auf Jesus Christus, der als »Wort Gottes« in Person nicht zu greifen ist, sah Karl Barth eine verantwortete und angemessene Theologie.

1921 wurde Karl Barth zum Honorarprofessor an die Universität Göttingen berufen, erhielt 1922 von der Universität Münster den Ehrendoktortitel, wo er von 1925 bis 1930 den Lehrstuhl für Systematische Theologie inne hatte.

1924 lernte er die junge Theologin Charlotte von Kirschbaum kennen (1899–1975), die ab 1929 im Haus der Ehepaars Barth wohnte und für Karl Barth wissenschaftliche Assistentin, Sekretärin, enge Freundin und vermutlich mehr war. Ab 1930 lehrte Karl Barth in Bonn und fing an, die »Kirchliche Dogmatik« zu schreiben, ein voluminöses Werk, das bis 1965 auf 31 Bände anwachsen sollte und dennoch unvollendet blieb.

Nach dem politischen Systemwechsel 1933 gründet Karl Barth gemeinsam mit Eduard Thurneysen die Zeitschrift »Theologische Existenz heute«, um eine andere theologische Stimme zur damaligen politischen und kirchlichen Richtung zu haben. Karl Barth wurde zu einer Leitfigur der entstehenden »Bekennenden Kirche« und verfasste die »Barmer Theologische Erklärung«, die 1934 als Grundstein der »Bekennenden Kirche« im Gegensatz zu den »Deutschen Christen« von einer kleinen protestantischen Minderheit, von 139 Vertretern aus 18 der 30 Landeskirchen, unterzeichnet wurde. In dieser Erklärung wird jeweils mit vorangestellten Sätzen aus der Bibel thesenartig gesagt, was christlich zu vertreten und was zu verwerfen ist.

Karl Barth verlor seine Professur in Bonn, weil er den Beamteneid auf Adolf Hitler verweigert hatte und ging zurück in die Schweiz. 1935 wurde er in Basel Professor für Systematische Theologie und behielt diesen Posten bis zu seiner Emeritierung 1962.

Der Wohnsitz in der Schweiz ermöglichte ihm während des Zweiten Weltkrieges mit Vorträgen in ganz Europa, Texten und Briefen die »Bekennende Kirche« weiter zu unterstützen. In der Nachkriegszeit setzte er sich für Versöhnung und Solidarität ein, während des Wettrüstens im »Kalten Krieg« verurteilte er aufs Schärfste die Herstellung von Atomwaffen. Zunehmend setzte er sich für jüdisch-christliche und weitere Religions-Dialoge ein. Er agierte stets grenzübergreifend, sei es über politische oder über kirchlich-konfessionelle Grenzen hinaus. Somit besteht das reformatorische Erbe Karl Barths nicht nur aus vielen Kilogramm Büchern, sondern aus einer Haltung, die Respekt und Klarheit dem Anderen gegenüber mit einer Demut dem eigenen Wissen und Erkennen gegenüber verbindet.

Am 10. Dezember 1968 verstarb Karl Barth in seiner Geburtsstadt Basel.

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Karl Barth (1886–1968)