Sethus Calvisius
1556–1615
Sethus Calvisius
1556–1615
Der als Seth Kalwitz am 21. Februar 1556 in Gorsleben geborene und unter einfachsten Bedingungen aufgewachsene Sethus Calvisius sollte in familiärer Tradition zunächst ein Handwerk erlernen, konnte jedoch 1569 die Schule in Bad Frankenhausen besuchen und ab 1572 schließlich in Magdeburg zur Schule gehen. Der dort außerdem von ihm versehene Kirchendienst warf die nötigen finanziellen Mittel ab, mit denen er 1579 an der Universität in Helmstedt ein Studium aufnehmen konnte.
Kurfürst August von Sachsen wurde auf das Talent aufmerksam gemacht und förderte Sethus Calvisius ab 1580 mit einem Studienplatz an der Leipziger Universität. Neben den Fächern Astronomie, Chronologie und Mathematik professionalisierte er seine musikalischen Fertigkeiten derart, dass er schon 1581 den Chor an der Leipziger Paulinerkirche übernahm. 1582 wurde er auf Empfehlung Nikolaus Selneckers an das bis heute renommierte Gymnasium in Schulpforta nahe Naumburg berufen, unterrichtete dort Musik und Latein und eröffnete an dieser Schule die Tradition der Motette vor den Mahlzeiten.
1592 wurde er als Kantor an die Thomasschule in Leipzig berufen und übernahm dieses Amt außerdem für die beiden Leipziger Hauptkirchen. Als Thomaskantor wurde er einer der berühmtesten Vorgänger von Johann Hermann Schein und Johann Sebastian Bach in diesem Amt. Die multiprofessionelle Ausrichtung Sethus Calvisius’ trug ihm 1611 sowohl das Angebot einer Professur in Mathematik an der Universität in Wittenberg als auch an der Universität in Frankfurt/Oder ein. Sethus Calvisius hatte in Leipzig aber seine Lebensaufgabe gefunden und versah seinen Dienst an der Thomasschule bis zu seinem Lebensende. Seine astronomischen Forschungen mündeten in der umfassenden Veröffentlichung des »Opus Chronologicum ubi tempus astronomicum per motus et eclipses luminarium celestium«, das ihn in eine Reihe mit den größten deutschen Gelehrten seiner Zeit stellte.
Seine wichtigsten musikalischen Werke sind die »Harmonia cantionum ecclesiasticarum, Kirchengesänge u. geistliche Lieder D. Lutheri u. andrer frommen Christen, Mit 4 Stimmen contrapunktweise richtig gesetzt.«, die zwischen 1597 und 1622 fünf Auflagen erfuhren, »Der Psalter Davids. bearbeitet von Cornelius Becker« (1605), »Der 150. Psalm Davids« (1615) sowie die «Tricinia, Auserlesene deutsche Lieder« (herausgegeben 1949 von Paul Rubardt) und die »Geistliche Chormusik« (zehn Motetten, herausgegeben 1964 von Albrecht Tunger, Carus Verlag Stuttgart).
Das Evangelische Gesangbuch verdankt ihm eines seiner schönsten Lieder: »Mein schönste Zier und Kleinod« – EG 473, dessen Melodie auch für andere Texte wie »Mit meinem Gott geh ich zur Ruh‘« (Text von Cornelius Becker) verwendet wird und andere Komponisten wie Johann Georg Ebeling zu eigenen Sätzen inspiriert hat.
Mein schönste Zier und Kleinod (EG 473)
1. Mein schönste Zier und Kleinod bist auf Erden du, Herr Jesu Christ; dich will ich lassen walten und allezeit in Lieb und Leid in meinem Herzen halten.
2. Dein Lieb und Treu vor allem geht, kein Ding auf Erd so fest besteht; das muss ich frei bekennen. Drum soll nicht Tod, nicht Angst, nicht Not von deiner Lieb mich trennen.
3. Dein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiss, was es verspricht, im Tod und auch im Leben. Du bist nun mein, und ich bin dein, dir hab ich mich ergeben.
4. Der Tag nimmt ab. Ach schönste Zier, Herr Jesu Christ, bleib du bei mir, es will nun Abend werden. Lass doch dein Licht auslöschen nicht bei uns allhier auf Erden.
Text: bei Johannes Eccard 1598 Melodie: Leipzig 1573, bei Seth Calvisius 1594
Sethus Calvisius:
Mein schönste Zier und Kleinod (EG 473) – Athesinus Consort Berlin, Leitung Klaus-Martin Bresgott
Kirchen / Wirkungsstätten
- Dom zu Magdeburg St. Mauritius und Katharina, Magdeburg
- Klosterkirche St. Marien, Magdeburg
- Nikolaikirche, Leipzig-Zentrum
- Peterskirche, Leipzig-Zentrum-Süd
- St. Marien (Unterkirche), Bad Frankenhausen/Kyffhäuser
- St. Johannis, Magdeburg
- Thomaskirche, Leipzig
- Wallonerkirche (Sankt-Augustini-Kirche), Magdeburg