Frank Martin

1890–1974

1959 in Finnland

Frank Martin

1890–1974

Frank Martin wurde am 15. September 1890 in Eaux-Vives, einem heutigen Stadtteil von Genf als Sohn eines calvinistischen Pfarrers aus französisch-hugenottischer Herkunft geboren. Nach abgebrochenem Physik- und Mathematikstudium unterrichtete ihn Joseph Lauber in Klavier, Harmonie und Komposition. Bei Emile Jaques-Dalcroze betrieb er rhythmische Studien und war 1928–1938 Dozent an dessen Institut in Genf. Vornehmlich als Pianist und Cembalist etabliert, war er während des Zweiten Weltkrieges Präsident der L’Association Suisse des Musiciens. 1946 siedelte er mit seiner holländischen Frau in deren Heimat nach Amsterdam um. Von 1950 bis 1957 unterrichtete er Komposition an der Kölner Musikhochschule. 1974 starb Frank Martin in seiner Wahlheimat in Naarden.

In seinem persönlichen Stil entwickelte Frank Martin eine Synthese aus der Zwölftontechnik Arnold Schönbergs und der tradierten, klassisch-tonalen Musik. Dafür steht insbesondere sein Vokalwerk, die großen Oratorien »Golgotha«, »In Terra Pax«, »Le Mystère de la Nativité« und das »Requiem«, die von einer großen Reflektion religiöser Themen und Lebenspraxis zeugen. Als besonders gilt darüber hinaus die »Messe für zwei vierstimmige Chöre«, die Frank Martin als 31-jähriger begann und mit mehrmaligen Pausen als 39-jähriger vollendete. Sie gilt als herausragende a cappella-Komposition des 20. Jahrhunderts. In ihr erweisen sich Effekte der Reduktion (pentatonische = fünftönige Melodiestrukturen, Terzschichtungen, der natürlichen Sprachrhythmik folgende Agogik) und stark subjektive Textdeutungen mit kontrastierenden, in sich geschlossenen Elementen als Ausdruck musikalischen, religiösen Bekenntnisses im 20. Jahrhundert. Neben diesen großen Werken stehen Stücke für Sologesang und Orchester wie »Le Vin Herbé«, »Der Cornet« nach Rainer Maria Rilkes »Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke« und die »Sechs Monologe aus Jedermann«. Vielfältig ist auch das Instrumentalwerk Frank Martins – hier finden sich sowohl Solokonzerte für Violine, Cembalo, Cello und Klavier als auch Kammermusik und Balladen für Saxophon, Flöte, Klavier, Posaune, Violoncello und Viola.

Frank Martin (1890–1974), 1959 in Finnland