Dieterich Buxtehude
1637–1707
»Allegorie auf die Freundschaft« von Johannes Voorhout, 1674. Am Cembalo sitzend Johann Adam Reincken, links daneben vermutlich Dieterich Buxtehude (1637–1707) an der Viola da gamba.
Dieterich Buxtehude
1637–1707
Dietrich Buxtehude wurde um 1637 als Sohn des aus dem holsteinischen Oldesloe stammenden Organisten Johann Buxtehude und Helle Jaspersdatters vermutlich in Bad Oldesloe oder Helsingborg geboren. Vater Johann Buxtehude war 1641 nachweislich in Helsingør, der gegenüber Helsingborg gelegenen dänischen Stadt am Öresund, Organist in St. Olai. Dort absolvierte Dieterich Buxtehude wahrscheinlich auch die Schule. Als Organist war Dietrich Buxtehude zunächst 1657 an St. Marien in Helsingborg, 1660 bis 1668 an St. Marien in Helsingør. Im April 1668 wurde er Nachfolger von Franz Tunder (1614–1667) an St. Marien in Lübeck. Er heiratete Tunders jüngste Tochter Anna Margaretha, übernahm als »Werckmeister« auch Verwaltungsaufgaben der Gemeinde und begann 1673 mit den Abendmusiken – einer Reihe geistlicher Konzerte, die Buxtehude als Komponisten und Organisten weit über die Stadtgrenzen berühmt machen sollte. 1705 machte sich Johann Sebastian Bach, damals in Arnstadt ansässig, auf den Weg nach Lübeck, um Buxtehude kennen zu lernen. Für seine Nachfolge hat er sich im Gegensatz zu Georg Friedrich Händel und Johann Mattheson allem Anschein nach jedoch nicht interessiert. Dietrich Buxtehude starb 1707 und wurde in der Lübecker Marienkirche in der Nähe der so genannten »Totentanzorgel« beigesetzt.
Buxtehude gilt als der berühmteste Vertreter der sogenannten Norddeutschen Orgelschule – 89 Orgelwerke (BuxWV 136–225) von sowohl liturgischem als auch konzertantem Charakter sind von ihm erhalten. Als sein berühmtester Schüler gilt Nicolaus Bruhns (1665–1697). Daneben findet sich eine Vielzahl von Triosonaten (BuxWV 252–275) und Cembalowerken (BuxWV 226–251). Neben dem Orgelwerk findet sich ein vielfältiges Vokalschaffen (BuxWV 1–135), das sich sowohl aus den geistlichen Konzerten der Abendmusiken als auch für den Gottesdienst bestimmten Kantaten zusammen setzt. Darunter befindet sich auch die berühmte Missa brevis (BuxWV 114). In den Kantaten nutzt Buxtehude drei unterschiedliche Textgattungen. Diese entsprechen jeweils zugeordneten Kompositionstechniken. Kantaten mit biblischen Texten, zumeist Psalmen, werden als Concerti mit wechselnden Soli und Tutti vertont. In der Komposition lässt sich Buxtehude hier von der Struktur der Texte bestimmen. Diese biblischen Kantaten werden zumeist durch eine Sonate eröffnet. Kantaten mit liturgischem Ausdruck, in denen Buxtehude quasi dialogische Texte, die Antworten der gläubigen Gemeinde an ihren Gott sind, verarbeitet, sind zumeist in Form von Chorälen in ein- oder mehrstimmigen homophonen Sätzen vertont. Kantaten mit auslegendem Charakter, deren Texte in der Regel auf vielstrophigen Gedichten basieren und die individuell fühlende Seele in den Mittelpunkt der Gottesbetrachtung stellen, sind in der Regel als Solokantaten in Arienform aufgebaut.
Eine der berühmtesten Kantaten-Sammlungen Buxtehudes ist der auf die allerheiligsten Gliedmaßen des den Tod am Kreuz erleidenden Jesus geschriebene Zyklus »Membra Jesu Nostri für zwei Soprane, Alt, Tenor, Bass und Streicher« (BuxWV 75, 1680). In sieben Kantaten wird jeweils ein Glied vom Körper des Gekreuzigten verehrt: Füße, Knie, Hände, Seiten, Brust, Herz und Antlitz. Buxtehude verwendet die zeittypische Form der Concerto-Aria-Kantate. Nach einem einleitenden Concerto über einen Bibeltext folgt ein kommentierendes Gedicht als hingebungsvolle Auslegung in Form der Arie als Manifest der glaubenden Seele. Die Strophen werden durch kleine Ritornelle voneinander getrennt. Die von Buxtehude hierfür verwandten Texte stammen aus dem »Salve mundi salutare« von Arnulf von Löwen (gestorben 1250).
Dieterich Buxtehude:
Passacaglia d-moll für Orgel (BUX WV 161) – Lilienfelder Cantorei Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Meine Seele. Mein Gott.«, 2006)