St. Petrus

Uthleben

Informationen

Kontakt

St. Petrus
Karl-Marx-Straße

99765 Uthleben

Telefon: 036333 77 55 00

E-Mail: gemeindebuero@pfarrbereich-heringen.de

Website: https://pfarrbereich-heringen.de

Architektur

Erbaut: 1696/97

Architekt:

Baustil: Barock

Beschreibung

Die Kirche des thüringischen Dorfes Uthleben ist einer der wichtigsten Figuren des Neuen Testaments und der christlichen Kirchen geweiht: Petrus. Petrus hieß eigentlich Simon, war einer der zwölf Apostel und erster Bischof von Rom. In der katholischen Kirche wird der Papst bis heute als direkter Nachfolger Petri in seinem Amt verstanden. Petrus, sein Bruder Andreas, Jakobus der Ältere und Johannes standen aus dem Kreis der Jünger Jesus besonders nahe. Vermutlich starb er wie Paulus während der Christenverfolgung durch Nero um 65 / 67 in Rom. Von Jesus erhielt Simon den Namen Petrus (lateinisch für »Fels«) und die Schlüsselgewalt für das Himmelreich (Matthäus 16, 18–19). Petrus ist aber auch der Verleugner Jesu nach seiner Gefangennahme (Matthäus 26, 69–75, Lukas 22, 54–62) und spiegelt die Schwäche des Menschen in Angst und Verfolgung und das Bedürfnis nach Anpassung für die Aufnahme und den Schutz in der Mehrheit. So ist das Patronat für die Uthleber Kirche von doppelt symbolischer Bedeutung. Der auf vielen anderen Kirchturmspitzen thronende (Wetter-) Hahn steht als Künder des neuen Lichts ebenfalls für Petrus, für Stolz und Reue, Wachsamkeit und Umkehr. St. Petrus ist als Chorturmkirche errichtet worden. Der eingezogene, querrechteckige Turm mit schiefergedeckter barocker Haube und offener Laterne ist östlich an das Langhaus angefügt und beherbergt den lichtdurchfluteten Chorraum der 1696/97 auf Resten eines Vorgängerbaus erbauten Kirche. Ein kleiner Sakristeiraum schließt den gesamten Bau nach Osten ab. Langhaus und Turm sind größtenteils aus Bruchstein errichtet und verputzt. Die dreiachsigen Langhauswände sind durch Pilaster mit rundbogigen Putzblenden gegliedert, die kräftig profilierte Kämpfer haben. Erdgeschoss- und Emporenfenster sind von rotem Sandstein mit markantem Schlussstein eingefasst und werden von Korbbögen überfangen. Auf der Nord- und auf der Südseite befindet sich je in der Mittelachse ein unaufwändig gestaltetes Eingangsportal. Die Westseite wird von zwei großen rundbogigen Fenstern bestimmt, die 1920 vermutlich im Nachklang des 400. Reformationsjubiläums 1917 mit Portraits der Reformatoren Martin Luther (1483–1546) und Philipp Melanchthon (1497–1560) versehen wurden.

Beschreibung 2 ACF

Der Kirchsaal ist dreiseitig von Emporen umstellt, die auf weiten Arkadenbögen ruhen. Auf der Südseite befinden sich zwischen Portal und Chor zwei Patronatslogen mit barockem Schnitzwerk. Das Mittelschiff ist von einer hölzernen Korbbogentonne überfangen. Die Emporen schließen mit einer flachen Holzdecke ab. Der schlichte, aber in seiner Farbigkeit ansprechende Kanzelaltar aus der Zeit um 1700 mit typisch barocken Ohrenbrettern und Voluten imponiert mit einer individuellen Darstellung des Abendmahls unter dem ­Kanzelkorb und einem sehr präsenten Christus Salvator, der einladend über allem mit einer Siegesfahne in der Hand auf der Weltkugel steht. Hinter ihm, auf Stirnhöhe des Chores, ist ein die ganze Wandbreite einnehmendes wiederentdecktes Fresko des Weltgerichts zu sehen, das, in Secco-Technik ausgeführt, ebenfalls ab 1700–1725 entstanden ist. Vor dem Altar steht ein marmorner Taufstein von 1702. Sein Sockel besteht aus vier Säulenstümpfen, die die Grundfesten des Neuen Testaments, die vier Evangelien, symbolisieren. Besonders ist die Gestaltung der gestreckten Brüstungsfelder der Empo­ren, die gleich einer Bilderbibel die Geschichte des Lebens Jesu vom englischen Gruß über den Besuch Marias (mit Josef) bei Elisabeth (mit Zacharias), die Geburt, den Besuch bei Simeon im Tempel, schließlich die Flucht nach Ägypten bis zum Einzug in Jerusalem, die Gefangennahme und die Kreuzigung darstellen. Im Garten Gethsemane findet sich die prägnanteste Darstellung des Kirchenpatrons Petrus in der Kirche als schlafender Jünger mit Schwert. Eigentümlich sind die beiden alttestamentarischen Darstellungen an der doppelgeschossigen Westempore, die das angenommene und abgelehnte Opfer Abels und Kains (1. Mose 4) und vermutlich die Zerstörung Jerusalems (Jeremia 52) darstellen und eine andere Handschrift als die übrigen Bilder tragen.

Quellenangaben: Klaus-Martin Bresgott

St. Petrus Uthleben (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Blick auf den Chorturm (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Blick zum Kanzelaltar (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Fresko im Chor (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Detail des Kanzelaltares (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Blick zur Orgelempore (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Bleiglasfenster hinter der Orgelempore, Martin Luther (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Bleiglasfenster hinter der Orgelempore, Philipp Melanchthon (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Englischer Gruß (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Besuch Marias (mit Josef) bei Elisabeth (mit Zacharias) (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, 24. Dezember – Geburt Jesu Christi in Bethlehem (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Besuch bei Simeon im Tempel (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, 6. Januar, Epiphanias – Besuch der Weisen aus dem Morgenland (Heilige Drei Könige) bei Jesus an der Krippe (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Flucht nach Ägypten (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, angenommens und abgelehntes Opfer Abels und Kains (1. Mose 4) (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, vermutlich die Zerstörung Jerusalems (Jeremia 52) (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, zwölfjähriger Jesus lehrt im Tempel (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Verklärung Jesu (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Einzug in Jerusalem (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Garten Gethsemane mit Petrus und Gefangennahme Jesu (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Pilatus und Jesus vor dem Volk (Foto: Ralf Klöden)

St. Petrus Uthleben: Emporenmalerei, Kreuzigung Jesu (Foto: Ralf Klöden)