Im Ostflügel des weithin sichtbaren, 1568–1572 errichteten Schlosses Augustusburg, das anstelle der mittelalterlichen Burg entstand, befindet sich die Schlosskapelle. Ihr Ausbau erfolgte 1569–1572 nach einem Entwurf von Erhard van der Meer. Durch das Herausrücken aus der geraden Außenfront durchbricht die Kapelle das strenge geometrische Grundrissschema der Anlage und erfährt so eine besondere Betonung. Hier fand auch die offizielle Einweihung des – noch unfertigen – Schlosses statt. Der Sakralraum steht in der Tradition sächsisch-protestantischer Schlosskapellen, die ihren Ausgangspunkt im Torgauer Schloss Hartenfels nahm. Der Augustusburger Emporensaal ist geprägt durch die konsequente Verwendung klassisch-antikisierender Formen der Renaissance.

Eine steinerne Tonne, von einer Kassettierung durch Beschlagwerk gegliedert, schließt den Saal ab. Emporen mit vorgeblendeten toskanischen beziehungsweise ionischen Säulen zwischen den Rundbögen fassen den Raum auf drei Seiten ein. Zentrales Ausstattungsstück ist der 1571 aufgestellte Altaraufsatz, den Lucas Cranach d. Jüngere (1515–1586) schuf. Das Tafelbild zeigt den Gekreuzigten vor einer Ölbergszene und der Auferstehung. Im Vordergrund kniet Kurfürst August von Sachsen (1526/1553–1586) mit seiner Familie. Im Gesprenge ist ein Gnadenstuhl zu sehen, flankiert vom sächsischen und dem dänischen Wappen, dem Zeichen der Kürfürstin Anna (1532–1585). Die Kanzel an einem Wandpfeiler mit den Bildern aus dem Leben Christi und dem Schalldeckel stammt ebenfalls aus der Werkstatt des Wittenberger Males. Die 1784 fertiggestellte Orgel ist ein Werk von Georg Renckwitz und seinem Neffe Carl Gottfried Bellmann.

Quellenangaben: Dehio Sachsen II, 1998, S. 37-44, bes. S. 44; Günther, Britta: Schloss Augustusburg, Leipzig 2000