Am 25. April 1268 verkündete Albertus Magnus (um 1200–1280), Dominikaner und weitbekannter Gelehrter, einen Ablass, der dem Bau der Rottweiler Predigerkirche zu Gute kommen sollte. Dieser gotische Bau, von dem bis heute der hochaufragende polygonale Chor erhalten geblieben ist, wurde vermutlich 1282 geweiht. Im Dreißigjährigen Krieg soll sich am Rosenkranzaltar das sogenannte Wunder der Augenwende ereignet haben, woraufhin eine Wallfahrt zur Kirche einsetzte. 1753 bis 1755 erfolgte ein tiefgreifender barocker Umbau: Der Chor wurde umgestaltet und das Langhaus neu errichtet. Nach der Aufhebung des Klosters zu Beginn des 19. Jahrhunderts und der Nutzung als evangelische Garnisonskirche diente der Bau seit 1818 als evangelische Stadtpfarrkirche. Restaurierungen fanden 1924/25 und in den 1970er Jahren statt.

Das mit einer flachen Stichkappentonne abgeschlossene Innere zeigt sich als beeindruckender spätbarocker Raum. Die Deckenbilder von Josef Wannemacher (1722–1780) haben die Marienverehrung zum Hauptthema, wobei auf dem großen Mittelbild die Hilfe Mariens bei der Rettung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg dargestellt ist. Meinrad von Au (1712–1792) schuf die Altarbilder. Am Hochaltar ist in einer Säulenarchitektur mit Sprenggiebel die Verehrung des Namens Mariens zu sehen. Neue Prinzipalstücke nach dem Entwurf des Bildhauers Jörg Bach (geb. 1964) konnten 2014 eingeweiht werden. Die Rückseite des Hochaltars wird als »Jahresaltar« jeweils für ein Jahr von einem Künstler neu gestaltet. Von Peter Vier aus Oberweier stammt die Orgel, die 1976 in ein älteres Prospekt eingebaut wurde. Das Instrument besitzt 31 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Quellenangaben: Dehio Baden-Württemberg II [Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen], 1997, S. 609 f.; https://de.wikipedia.org/wiki/Predigerkirche_%28Rottweil%29; http://www.predigerkirche-rottweil.de/