Dreifaltigkeitskirche Scherbda
Amt Creuzburg
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99831 Amt Creuzburg Scherbda
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Architektur
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Beschreibung
Auf den Mauern einer ehemaligen Schlosskapelle, die sich im Turmquadrat und in der Südwand der heutigen Kirche bis zur mittleren Fensterachse nachweisen lassen und gotischen Ursprungs sind, erhebt sich eine ehemals als Chorturmkirche errichtete und heute als Saalkirche erlebbare Kirche von individueller Schönheit. Ihr Grundstein wurde am 22. Mai 1671 vom damaligen Scherbdaer Gerichtsherrn Gideon von Wangenheim (gestorben 1693) gelegt.
Der neue Bau übernahm neben den Grundmauern den Taufstein von 1566 sowie die an den Innenwänden aufgestellten Grabsteine aus der Zeit von 1548 bis 1658 aus der alten Kapelle. Mit dem Neubau wurde der Turm geschlossen, der Triumphbogen vermauert und der Saal beinahe allseitig von meistenteils zweigeschossigen, mehrfach umgebauten Emporen umschlossen. Während ein Meister Martin für die Maurerarbeiten genannt ist, entstanden die Holzarbeiten unter der Aufsicht des Eisenacher Schreiners Christoph Zellmann und zogen sich etwa über zehn Jahre hin. Die farbenprächtige, einer Bilderbibel gleichende Ausmalung hat die Kirche seit 1761, sie wird dem Mühlhäuser Maler Johann Hermann Bauer zugeschrieben. Das Hauptbild auf dem hölzernen Tonnengewölbe zeigt die Himmelfahrt Christi (Lukas 24, 50–53), an den Seitenflächen sind Johannes auf Patmos (Offenbarung 1, 9 – berühmt ist das Motiv durch Hans Memling [um 1433–1494] und Hieronymus Bosch [um 1450–1516]) und der Evangelist Matthäus mit dem Engel als Attribut dargestellt. In den die Himmelfahrt flankierenden Kartuschen ist nördlich Jakobs Traum von der Himmelsleiter (1. Mose 28, 12–17), südlich Moses Begegnung mit Gott im brennenden Dornbusch (2. Mose 3) dargestellt. Brustbilder von Aposteln und Evangelisten zieren die unteren, die Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel und Daniel die oberen Emporen. Dabei wechseln sich die Darstellungen an den Langseiten mit Bibelversen ab. Die Empore hinter dem Altar auf der Ostseite trägt die alttestamentarische Verheißung »An welchen Ort ich meines Namens Gedächtnis lüften werde, da will ich zu dir kommen und dich segnen« (2. Mose 20, 24). Sie steht auf salomonischen Säulen mit korinthisierten Kapitellen. Im zweiten Geschoss befindet sich eine reich ornamentierte Herrschaftsloge mit schiebbaren Gitterfenstern. Der Altarbereich ist durch ein hölzernes Gitter mit zentralem, fünf Achtel vorspringenden Lesepult aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts vom Gemeinderaum abgetrennt. Die hölzerne Kanzel, die im Chorraum südlich vor einem kleinen Sakristeieinbau postiert ist, stammt aus der Zeit um 1700. Ihr Korb setzt etwa auf Höhe der Altarmensa an und ruht auf sechseckigem Grundriss. Der Deckel auf gleichem Grundriss wird von zwei schlanken gewundenen Säulen getragen und über dem kräftigen Gesims von volutenartig in der Spitze zusammengeführtem Schnitzwerk bekrönt. In der Spitze steht ein Kruzifix. Während hier die mathematisch und symbolisch vollkommene Zahl 6 (1 + 2 + 3= 1 × 2 × 3 = 6) als Gottes Maß für den Menschen und die Schöpfung des Menschen am sechsten Tag gespiegelt wird, ist die am Fuß mit Wappen bestückte Taufe, die unmittelbar vor dem Lesepult in der Mitte des Raumes steht, oktogonal (achtseitig) ausgeführt. Damit wird die Bedeutung der Taufe hervorgehoben. Der 7 und den sieben Schöpfungstagen ist in der 8 symbolisch ein neuer Schöpfungstag durch die Taufe hinzugefügt. 1702 kam der mit vielerlei Früchten und Blättern geschmückte hölzerne Kronleuchter mit der fliegenden Taube in die Kirche.
Quellenangaben: Klaus-Martin Bresgott

Dreifaltigkeitskirche Scherbda: hölzernes Tonnengewölbe mit Himmelfahrt Christi (Lukas 24, 50–53), (Foto: Ralf Klöden)

Dreifaltigkeitskirche Scherbda: hölzernes Tonnengewölbe mit Evangelist Matthäus und Engel als Attribut (Foto: Ralf Klöden)

Dreifaltigkeitskirche Scherbda: hölzernes Tonnengewölbe mit Johannes auf Patmos (Offenbarung 1, 9; (Foto: Ralf Klöden)