Philipp Spitta

1801–1859

Philipp Spitta

1801–1859

Eigentlich sollte Carl Johann Philipp Spitta, geboren am 1. August 1801 in Hannover, Sohn eines Buchhalters und Nachfahre einer hugenottischen Familie, Uhrmacher werden. Als aber einer seiner Brüder, der eigentlich für ein Theologiestudium vorgesehen war, beim Baden ertrank, durfte Spitta die Uhrmacherlehre abbrechen, das Gymnasium besuchen und schließlich selbst Theologie studieren. Dies tat er in Göttingen, wo er neben seinem Studium einer poetischen »Haustafel« angehörte, die auch Heinrich Heine (1797–1856) zu ihren Mitgliedern zählte. Mit ihr brachte Spitta seine erste Gedichtsammlung, das »Sangbüchlein der Liebe für Handwerksleute«, heraus – ein romantisierender poetischer Auftakt, der nach seinem Studium als Hauslehrer in Lüne bei Lüneburg eine produktive Fortsetzung finden sollte: Über 300 geistliche Lieder entstanden in dieser noch nicht vollständig durch das Berufsleben eingenommenen kreativen Zeit, die mit der Herausgabe von »Psalter und Harfe« 1833 (und erneut 1843), einer Sammlung christlicher Erbauungslieder, eine die Zeiten überdauernde Form fand. Die Sammlung sollte eine der weitverbreitetsten Erbauungsbücher des 19. Jahrhunderts werden.

Für Spitta, indes, war sie auch das Ende seines dichterischen Schaffens, das mit dem Wechsel ins Pfarramt zunehmend von beruflichen Verpflichtungen überdeckt wurde: ab 1828 in Sudwalde, später als Gefängnisseelsorger und Garnisonsprediger in Hameln (1830), dann als Pfarrer in Wechold (1836) und Superintendent (1847) in Wittingen und Peine. Nur ein Jahr nachdem Spitta als Superintendent nach Burgdorf gewechselt war (1859), starb er im September 1859. Seine Lieder leben fort. Darunter im Evangelischen Gesangbuch:

Philipp Spitta:
O komm, du Geist der Wahrheit (EG 136) – Klaus-Martin Bresgott

O komm, du Geist der Wahrheit
(EG 136)

1. O komm, du Geist der Wahrheit,
und kehre bei uns ein,
verbreite Licht und Klarheit,
verbanne Trug und Schein.
Gieß aus dein heilig Feuer,
rühr Herz und Lippen an,
dass jeglicher getreuer
den Herrn bekennen kann.

2. O du, den unser größter
Regent uns zugesagt:
komm zu uns, werter Tröster,
und mach uns unverzagt.
Gib uns in dieser schlaffen
und glaubensarmen Zeit
die scharf geschliffnen Waffen
der ersten Christenheit.

3. Unglaub und Torheit brüsten
sich frecher jetzt als je;
darum musst du uns rüsten
mit Waffen aus der Höh.
Du musst uns Kraft verleihen,
Geduld und Glaubenstreu
und musst uns ganz befreien
von aller Menschenscheu.

4. Es gilt ein frei Geständnis
in dieser unsrer Zeit,
ein offenes Bekenntnis
bei allem Widerstreit,
trotz aller Feinde Toben,
trotz allem Heidentum
zu preisen und zu loben
das Evangelium.

5. In aller Heiden Lande
erschallt dein kräftig Wort,
sie werfen Satans Bande
und ihre Götzen fort;
von allen Seiten kommen
sie in das Reich herein;
ach soll es uns genommen,
für uns verschlossen sein?

6. O wahrlich, wir verdienen
solch strenges Strafgericht;
uns ist das Licht erschienen,
allein wir glauben nicht.
Ach lasset uns gebeugter
um Gottes Gnade flehn,
dass er bei uns den Leuchter
des Wortes lasse stehn.

7. Du Heilger Geist, bereite
ein Pfingstfest nah und fern;
mit deiner Kraft begleite
das Zeugnis von dem Herrn.
O öffne du die Herzen
der Welt und uns den Mund,
dass wir in Freud und Schmerzen
das Heil ihr machen kund.

Philipp Spitta (1801–1859)