Petrus Herbert
1533–1571
Die Nacht ist kommen (EG 471)
Petrus Herbert
1533–1571
Petrus Herbert wurde um 1533 in Fulneck im heutigen Tschechien an der mährisch-schlesischen Grenze geboren. Nachgewiesen ist er zunächst 1552 durch seine Immatrikulation an der Universität in Königsberg, 1557 dann an der Universität in Wittenberg. 1562 wurde er Priester der böhmischen Brüder im mittelböhmischen Jungbunzlau (heute Mladá Boleslav) nordöstlich von Prag und dann Prediger in Landskron (heute Lanškroun) am Fuß des tschechischen Adlergebirges und Fulnek. 1561 vertrat er die Brüdergemeine bei Gesprächen mit Johannes Calvin (1509–1564), im gleichen Jahr übersetzt er die »Confessio Bohemica« ins Deutsche. 1564 war er der Vertreter der Brüder gegenüber Kaiser Maximilian II. (1527–1576). 1567 wurde er in den Rat der Bruderunität gewählt.
Petrus Herbert starb am 1. Oktober 1571 in Eibenschitz (heute Ivančice), südwestlich von Brünn (heute Brno, die zweitgrößte Stadt Tschechiens).
Zeit seines Lebens hat Petrus Herbert neben der Theologie immer auch der Dichtkunst gefrönt und viele Lieder geschrieben, meistenteils in tschechischer Sprache. 42 davon sind ins Deutsche übersetzt, davon finden sich mehrere im Evangelischen Gesangbuch wieder. Besonders bekannt ist sein Abendlied:
Petrus Herbert:
Die Nacht ist kommen (EG 471) – Lilienfelder Cantorei Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »Uraltes Wehn«, 2004)
Die Nacht ist kommen (EG 471)
1) Die Nacht ist kommen,
drin wir ruhen sollen;
Gott walt’s zu Frommen
nach seim Wohlgefallen,
dass wir uns legen,
in seim G’leit und Segen
der Ruh zu pflegen.
2) Treib, Herr, von uns fern
die unreinen Geister;
halt die Nachtwach gern,
sei selbst unser Schutzherr;
schirm beid, Leib und Seel,
unter deine Flügel;
send uns dein Engel.
3) Lass uns einschlafen
mit guten Gedanken,
fröhlich aufwachen
und von dir nicht wanken.
Lass uns mit Züchten
unser Tun und Dichten
zu deim Preis richten.
4) Pfleg auch der Kranken
durch deinen Geliebten;
hilf den Gefangnen;
tröste die Betrübten;
pfleg auch der Kinder,
sei selbst ihr Vormünder;
des Feinds Neid hinder.
5) Vater, dein Name
werd von uns gepreiset,
dein Reich zukomme,
dein Will werd beweiset,
frist unser Leben,
wollst die Schuld vergeben,
erlös uns. Amen.