Jochen Klepper
1903–1942
Jochen Klepper
1903–1942
Jochen Klepper wurde am 22. März 1903 in einer Pfarrersfamilie in Beuthen an der Oder (heute Bytom Odrzański) geboren. Wie sein Vater studierte er Theologie, ging allerdings nicht ins Pfarramt sondern widmete sich Presse und Rundfunk und seinen schriftstellerischen Ambitionen. Als 30-jähriger veröffentlichte er seinen ersten Roman »Der Kahn der fröhlichen Leute« (1933), dessen volkstümliches Sujet voller Poesie und Heimatliebe steckt. 1937 folgte der viel beachtete biographische Roman »Der Vater«, der das Leben des im Schatten seines Sohnes Friedrichs II. vielfach verkannten preußischen König Friedrich Wilhelm I. darstellt und dabei in seiner dichterischen Intensität und Prägnanz weit über einen historischen Roman hinaus geht. Obwohl Jochen Klepper zu dieser Zeit als Autor schon geächtet war und mit Erscheinen des Buches aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wurde, erfuhr dieses Buch, das bis heute gelesen wird und viele Auflagen erfahren hat, bereits zu seiner Zeit eine breite Resonanz. Ähnlich erging es den Tagebuchaufzeichnungen 1932–1942, die unter dem Titel »Unter dem Schatten deiner Flügel« posthum herausgegeben wurden und »zu den erschütterndsten Zeugnissen unserer Zeit« (Welt am Sonntag) gehören.
1931 hatte Jochen Klepper die 13 Jahre ältere jüdische Rechtsanwaltswitwe Johanna Stein geheiratet, die ihre Töchter Brigitte und Renate mit in die Ehe brachte. Da Johanna Stein und ihre Töchter nach Definition der Nürnberger Rassegesetze Jüdinnen waren, geriet die Familie zunehmend unter Druck. Im Dezember 1938 ließen sich Johanna und Jochen Klepper, die inzwischen in Berlin-Nikolassee wohnten, in der Martin-Luther-Gedächtniskirche in Berlin-Mariendorf trauen. Kurz vor Kriegsausbruch konnte die ältere Tochter Brigitte über Schweden nach England ausreisen. Jochen Klepper erhielt 1940 die Einberufung zur Wehrmacht und war von Dezember 1940 bis Oktober 1941 Soldat, ehe er wegen seiner »nichtarischen Ehe« im Oktober 1941 als »wehrunwürdig« aus der Wehrmacht entlassen wurde. Ende 1942 scheiterte die Ausreise der jüngeren Tochter ins Ausland. Die Familie nahm sich am 11. Dezember 1942 gemeinsam das Leben.
Jochen Klepper steht für einzigartig leuchtende, sehr besondere Lieder im Evangelischen Gesangbuch. Dies gilt sowohl für das Morgenlied »Er weckt mich alle Morgen« (EG 452) aus dem Jahr 1938, dem Rolf Zöbeley 1941 eine sehr einfühlsame Melodie gegeben hat, als auch »Der du die Zeit in Händen hast« (EG 64), ebenfalls von 1938, für das Siegfried Reda 1960 die Melodie schrieb. Sein bekanntestes Lied ist das Advents-Lied »Die Nacht ist vorgedrungen« (EG 16), für das Johannes Petzold 1939 eine der schönsten Melodien des Evangelischen Gesangbuchs geschaffen hat - zu hören auf der CD »O Heiland, reiß die Himmel auf« mit dem Athesinus Consort Berlin.
Jochen Klepper:
Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16) – Athesinus Consort Berlin, Klaus-Martin Bresgott (CD »O Heiland, reiß die Himmel auf«, 2010)
Die Nacht ist vorgedrungen
(Berlin, 1938)
1. Die Nacht ist vorgedrungen,
der Tag ist nicht mehr fern!
So sei nun Lob gesungen
dem hellen Morgenstern!
Auch wer zur Nacht geweinet,
der stimme froh mit ein.
Der Morgenstern bescheinet
auch deine Angst und Pein. (Römer 13,11.12)
2. Dem alle Engel dienen,
wird nun ein Kind und Knecht.
Gott selber ist erschienen
zur Sühne für sein Recht.
Wer schuldig ist auf Erden,
verhüll nicht mehr sein Haupt.
Er soll errettet werden,
wenn er dem Kinde glaubt.
3. Die Nacht ist schon im Schwinden,
macht euch zum Stalle auf!
Ihr sollt das Heil dort finden,
das aller Zeiten Lauf
von Anfang an verkündet,
seit eure Schuld geschah.
Nun hat sich euch verbündet,
den Gott selbst ausersah.
4. Noch manche Nacht wird fallen
auf Menschenleid und -schuld.
Doch wandert nun mit allen
der Stern der Gotteshuld.
Beglänzt von seinem Lichte,
hält euch kein Dunkel mehr,
von Gottes Angesichte
kam euch die Rettung her.
5. Gott will im Dunkel wohnen
und hat es doch erhellt.
Als wollte er belohnen,
so richtet er die Welt.
Der sich den Erdkreis baute,
der lässt den Sünder nicht.
Wer hier dem Sohn vertraute,
kommt dort aus dem Gericht.