Gerhard Schöne
*1952
Gerhard Schöne
*1952
Gerhard Schöne wurde am 10. Januar 1952 in Coswig bei Dresden in einem evangelischen Pfarrhaus geboren. Er wollte Schauspieler werden, wurde nicht zugelassen, erlernte den Beruf des Corpusgürtlers und arbeitete dann zunächst bei der Post, um nebenher künstlerisch aktiv sein zu können. Ein Fernstudium an der Musikhochschule Dresden profilierte ihn weiter; seit 1979 nahm er mit der Gitarre auch alles Risiko in die Hand und ist seither freischaffend als Liedermacher tätig. 1981 erschien seine erste, Aufsehen erregende CD »Spar deinen Wein nicht auf für morgen«, die ihn schlagartig bekannt machte. Seither veröffentlicht er regelmäßig neue Lieder und Texte. 1989 mischte er sich aktiv für die Belange der friedlichen Revolution ein.
Dank seiner unermüdlichen Kreativität im Sinnen, Singen und Sagen im künstlerischen Bereich hat er seither wohl beinahe alles ausprobiert. Ob Hörspiele, Filmmusiken, Bücher, Lieder für Kinder und Erwachsene, verknüpft mit unzähligen konzeptionellen Live-Programmen – überall hat er seine Spur hinterlassen und ist vielfach mit Preisen und Auszeichnungen gewürdigt worden. Er spricht mit seinen Texten Dinge und Lebenshaltungen an, die Menschen berühren, aufrütteln und unbequem sind - etwas, was sich seit seiner ersten LP bis heute nicht geändert hat. Seine Songs sind zeitlos und von einer tief wurzelnden Humanität geprägt. Dabei lässt ihn sein an Albert Schweitzers Ehrfurcht vor dem Leben orientiertes Menschenbild auf eine Art und Weise seinen Zuhörern nahe kommen, die beispiellos ist.
Regelmäßig ist Gerhard Schöne umjubelter Gast auf Kirchentagen, wo er immer wieder große Hallen füllt. Legendär ist die CD »Ich bin ein Gast auf Erden« (1991), wofür Gerhard Schöne auch den »Preis der Deutschen Schallplattenkritik« erhielt. Die CD beinhaltet ausnahmslos klassische Choräle des Evangelischen Gesangbuches, die Gerhard Schöne neu textiert hat:
- Ich bin ein Gast auf Erden (Hans Leo Hassler – Gerhard Schöne)
- Jesu, meine Freude (Johann Crüger – Gerhard Schöne)
- Die güldene Sonne (Johann Georg Uhle – Gerhard Schöne)
- Wach auf, wach auf, du deutsches Land (Johann Walter – Gerhard Schöne)
- Vom Himmel hoch kam ich hier her (Martin Luther – Gerhard Schöne)
- Schrille Nacht, eilige Nacht (Franz Gruber – Gerhard Schöne)
- Sanfter Gott, wir loben dich (Wien 1774 – Gerhard Schöne)
- Wo soll ich fliehen hin (Jakob Regnart – Gerhard Schöne)
- Schönster Herr Jesu (Münster 1677 – Gerhard Schöne)
- Ich steh an deiner Krippen hier (Johann Sebastian Bach – Gerhard Schöne)
- Ach wie flüchtig, ach wie nichtig (Michael Franck – Michael Franck)
- Du großer Schmerzensmann (Martin Jan – Gerhard Schöne)
- Nun danket alle Gott (Johann Crüger – Gerhard Schöne)
- Wohl denen, die da wagen (Heinrich Schütz – Gerhard Schöne)
Gerhard Schöne ist verheiratet, hat sechs Kinder und lebt auf den Höhen über der Elbe in Meißen.
Gerhard Schöne (Michael Metzler - Uwe Steinmetz):
Lebendig tot – Gerhard Schöne, Athesinus Consort Berlin, Klaus-Martin Bresgott
Lebendig tot (1988)
Manchmal ist man nicht erst tot,
wenn das Herz aufhört zu schlagen,
wenn sie einen auf der Bahre
in den Kühlraum tragen,
nicht erst, wenn die Hand
das letzte Mal ins Leere krallt,
nicht erst, wenn ´ne Schaufel Erde
auf den Sargdeckel knallt.
Vielleicht ist man längst schon tot,
obwohl man noch spazieren geht,
eigentlich schon unterm Rasen,
obwohl man noch Rasen mäht,
an der Fernbedienung spielt,
sich mit Sonnenöl einreibt,
noch Geburtstagskarten kriegt
und noch Geburtstagskarten schreibt …
Nur noch leere Muschel, nur noch schöner Schein.
Ist das nicht das Schlimmste, lebendig tot zu sein?!
Manchmal kann es ganz schnell gehn,
wenn der Aufstieg nur noch zählt,
wenn man etwas sagen müsste,
aber doch die Schnauze hält,
Katastrophenmeldung, Lottozahlen,
Actionfilm anguckt
und das Ganze unverdaut
mit einem Bierchen runterschluckt.
Manchmal stirbt man, wenn man
arglos eine Fliege quält.
Manchmal stirbt man, wenn man
grinsend einen Judenwitz erzählt.
Manchmal stirbt man, weil
die Watte einem aus den Ohren quillt.
Manchmal stirbt man daran,
dass man immer seine Pflicht erfüllt.
Nur noch leere Muschel, nur noch schöner Schein.
Ist das nicht das Schlimmste, lebendig tot zu sein?!
Wenn man mitkriegt, dass man tot ist,
muss man laut um Hilfe schrein!
Manchmal haucht dann Gott persönlich
einem noch mal Leben ein.
Manchmal schickt er einen Engel,
der die Herzmassage macht,
bis die Tränen wieder fließen
und das Herz im Leibe lacht.
Oh, das ist das größte Wunder,
wenn ein Toter aufersteht,
wenn die Leichenstarre endet
und in Leben übergeht,
wenn die Brust vor Schmerz und Freude,
Glück und Trauer wieder bebt,
wenn die Augen wieder schauen
und das Antlitz wieder lebt.
Sanfte, weiche Muschel, heller Lichterschein.
Ist das nicht das Größte, vom Tod erwacht zu sein?!
© Text und Musik: Gerhard Schöne