Klaus-Martin Bresgott: Sehen lernen, Heft 2. Bilder und Symbole in der Welt der Kirche
Sehen lernen 2, Bilder und Symbole in der Welt der Kirche – Broschur fadengeheftet, 112 Seiten
Klaus-Martin Bresgott: Sehen lernen, Heft 2. Bilder und Symbole in der Welt der Kirche
Broschur fadengeheftet, 112 Seiten, Zahlreiche Fotos und Illustrationen EUR 2,00
Zu bestellen per E-Mail an das Kulturbüro der EKD.
Sehen lernen heißt: Neu sehen lernen
Was macht die Zahl 3 heilig, und warum sind Taufbecken oft achteckig? Was hat die Geschichte von Jona im Walfisch mit der Auferstehung zu tun, und warum steht Maria auf dem Mond? Alle diese Fragen lassen sich mit offenen Augen aus den Bildern und Symbolen unserer Kirchen herauslesen – die Antworten darauf erschließen sich erst auf Umwegen. Wie ist das beispielsweise mit Ostern und der Auferstehung, dem wichtigsten Fest des Christentums? Warum wird es immer an einem anderen Datum gefeiert? Das liegt am Gang der Sonne und am Zyklus des Mondes. Im Jahreskreis bezeichnet der 21. März den Frühlingsanfang. Auf der Nordhalbkugel ist dies der Tag der Wiederkehr der Sonne. Das Leben kommt zurück. Christus symbolisiert das wiederkehrende Licht. Sein Zeichen ist die Sonne. Darum wird Ostern am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond, also zwischen dem 22. März und dem 25. April, gefeiert. Himmelfahrt und Pfingsten richten sich im Abstand von vierzig und fünfzig Tagen danach. So in größere Zusammenhänge gestellt, lassen sich besondere Tage und Zeichen, Bilder und Symbole erklären. Ihre Rätselhaftigkeit ist zugleich ihr Schlüssel. Ihre Codes und Erkennungszeichen bewahren Hintergründe und Geschichten.
Hat »Sehen lernen. Die Sprache der Künste in der Welt der Kirche. Nummer 1« auf die Frage geantwortet, wie Kirchen gebaut wurden, folgt mit »Sehen lernen. Bilder und Symbole in der Welt der Kirche. Nummer 2« eine Erkundung dessen, was auf ihren Bildern und Reliefs, in ihren Fenstern und Skulpturen zu sehen ist. Dieser Band setzt sich mit der sakralen Bildwelt vergangener Jahrhunderte auseinander. Er will Lust schüren am Entziffern, Nachlesen und Wiedererkennen. Dafür ist die Kenntnis biblischer Geschichten wichtig. So ist dieser Einblick in die Welt der Ikonografie gleichzeitig eine Einführung in die Geschichten der Bibel. Ohne sie bliebe das meiste rätselhaft. Darum muss man sie lesen. Ihre Dramaturgie und ihre Inhalte sind Grundlage der Bilder und Symbole in der Kirche. Sie beeinflussen auch alles spätere Darstellen und Erzählen. Die Achtung vor der Sehnsucht der Alten Meister, die Welt durch die Abbildung biblischer Geschichten begreiflicher werden zu lassen, verdoppelt sich, wenn sich die Sinnvielfalt der daraus entwickelten Bildsprache auftut. Ist es nicht auch verblüffend, wie uns über die Jahrhunderte die Lust am Zeichen eint? Wir werden nicht müde, Zeichen zu suchen für Worte und Bilder für Geschichten. Aus Wappen werden Logos. Icons ersetzen die Schriftsprache. Verschlüsselung und Entschlüsselung greifen ineinander.
Um so konkret wie möglich zu sein, ist auch in diesem Band wieder jedem Begriff ein Bild zugeordnet. Dabei geben wir dem in Gebrauch befindlichen Werk in einer Kirche den Vorzug vor dem kunstgeschichtlich exklusiven, aber museal aus seinem Kontext genommenen. Manche dieser Kirchen stehen in großen, bedeutenden Städten, manche in Orten, die gefunden werden wollen. Große Meister, die anderen zum Vorbild wurden, haben hier ihre Kunst hinterlassen und Menschen, die aus ihrem Handwerk das Beste gemacht haben. Sie alle eint der Wille, aus dem Wort ein Augen öffnendes Erlebnis zu machen. Um die Lust an der Erkenntnis zu beflügeln, stehen neben nützlichen Details und Fakten beispielhaft musikalische oder literarische Bearbeitungen. Denn jeder Stein singt, jedes Bild klingt. Meißeln und Malen sind auch Chiffren für Psalm und Poesie.
Der für die Praxis nötige handliche Umfang dieses Bandes und die Bebilderung fordern eine Auswahl. Sie ist ungerecht gegenüber allen Auslassungen – aber diese mögen Sie ermuntern, ihren Spuren selbstständig zu folgen.
Klaus-Martin Bresgott