Johann Franck

1618–1677

Paul-Gerhardt-Kirche, Lübben, Fenster mit Portrait von Johann Franck

Johann Franck

1618–1677

Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm. Und ist doch ein ganz anderer. So in etwa könnte man die Biographie des Dichters und Juristen Johann Franck beschreiben, der sich, am 1. Juni 1618 im niederlausitzer Guben geboren und dort sowie in Cottbus, Stettin und Thorn zur Schule gegangen, 1638 nach Königsberg aufmachte, um dort die Profession seines früh verstorbenen Vaters und Ziehvaters (sein Onkel), die Juristerei, zu erlernen – und dabei zum Dichter wurde. Denn in Königsberg lernte Franck den volkstümlichen Liederdichter Simon Dach (1605–1659) kennen, der ihn auf die Spuren der Poetik führte: neben seinem Studium und trotz anderer Berufspläne.

Als ihn die Mutter 1640 ins unter dem Dreißigjährigen Krieg ächzende Guben zurückrief, war Franck beides: Jurist und Dichter. Und wurde Advokat (1645), Ratsherr (1648), Bürgermeister (1661) und schließlich Landtagsabgeordneter (1671) seiner Heimatstadt Guben. Dennoch fand Johann Franck Mußestunden, die seiner Nachwelt nach seinem Tod am 18. Juni 1677 in Guben 110 vor allem geistliche Lieder bescherten. Zwei davon finden sich heute noch im Evangelischen Gesangbuch. Eines davon hat – nicht zuletzt in der Vertonung von Johann Sebastian Bach – bleibende Berühmtheit erlangt:

Johann Franck:
Jesu, meine Freude (EG 396) – Klaus-Martin Bresgott

Jesu, meine Freude (EG 396)

1) Jesu, meine Freude,
meines Herzens Weide,
Jesu, meine Zier.
Ach, wie lang, ach lange
ist dem Herzen bange,
und verlangt nach dir!
Gottes Lamm, mein Bräutigam,
außer dir soll mir auf Erden
nichts sonst Liebers werden.

2) Unter deinem Schirmen
bin ich vor den Stürmen
aller Feinde frei.
Laß den Satan wittern,
laß den Feind erbittern,
mir steht Jesus bei!
Ob es itzt gleich kracht und blitzt,
ob gleich Sünd und Hölle schrecken;
Jesus will mich decken.

3) Trotz dem alten Drachen,
trotz es Todes Rachen,
trotz der Furcht darzu!
Tobe, Welt, und springe;
ich steh hier und singe
in gar sichrer Ruh!
Gottes Macht hält mich in acht;
Erd und Macht muß verstummen,
ob sie noch so brummen.

4) Weg mit allen Schätzen,
du bist mein Ergötzen,
Jesu, meine Lust!
Weg, ihr eitlen Ehren,
ich mag euch nicht hören,
bleibt mir unbewußt!
Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod
soll mich, ob ich viel muß leiden,
nicht von Jesu scheiden.

4) Gute Nacht, o Wesen,
das die Welt erlesen,
mir gefällst du nicht!
Gute Nacht, ihr Sünden,
bleibet weit dahinten,
kommt nicht mehr ans Licht!
Gute Nacht, du Stolz und Pracht!
Dir sei ganz, du Lasterleben,
gute Nacht gegeben.

5) Weicht, ihr Trauergeister,
denn mein Freudenmeister,
Jesus, tritt herein.
Denen, die Gott lieben
muß auch ihr Betrüben
lauter Sonne sein.
Duld ich schon hier Spott und Hohn,
dennoch bleibst du auch im Leide,
Jesu meine Freude.

Paul-Gerhardt-Kirche, Lübben, Fenster mit Portrait von Johann Franck (1618–1677)