Hallescher Dom
Halle (Saale)
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06108 Halle (Saale)
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Architektur
Erbaut: 14. Jahrhundert, 1520–1526
Architekt: Bastian Binder
Baustil: Renaissance, Barock
Beschreibung
Der hoch über einem Saalearm am Rand der Altstadt gelegene dreischiffige Dom geht auf eine Dominikanerklosterkirche zurück, die im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts vollendet wurde. Ganz in der Tradition der Bettelorden weist der Bau keinen Turm und kein Querhaus auf und gehört zu den frühen Hallenkirchen in Mitteldeutschland. Um 1520 veranlasste Kardinal Albrecht von Brandenburg (1480–1545), Erzbischof von Mainz und Magdeburg, Umbauarbeiten, die unter der Leitung des erzbischöflich-magdeburgischen Werkmeister Bastian Binder (gest. um 1540) standen. Noch ehe die Arbeiten 1525/26 fertiggestellt waren, fand 1523 die Weihe des Baus statt, der nun dem Neuen Stift als Kirche St. Mauritius und Maria Magdalena diente und nach dem Magdeburger Dom das ranghöchste Gotteshaus darstellte. Architekturhistorisch bedeutsam sind die charakteristischen Welschen Giebel, die in enger Reihung die Querdächer des Langhauses abschließen. Mit ihren kugelbesetzten Rundbogenabschlüssen gehören sie zu den vorbildhaften frühen Renaissanceformen in der Region, genauso wie die reiche Rahmung des östlichen Südportals von 1525. Im Dom bewahrte Kardinal Albrecht auch das Hallesche Heiltum auf, eine der reichsten Reliquiensammlungen der Zeit. Der damit im Zusammenhang stehende Ablasshandel bildete einen Auslöser der lutherischen Reformation. Nach langem Leerstand wurde die Kirche durch Herzog August von Sachsen (1614–1680), Administrator des Erzbistums Magdeburg, wiedereröffnet und in den Folgejahren als frühbarocke Hofkirche ausgebaut. Nachdem Kurbrandenburg das Erzbistum Brandenburg übernommen hatte, wurde der Dom 1688 der evangelisch-reformierten Gemeinde überlassen. In den Jahren 1702/1703 war der Georg Friedrich Händel (1685–1759) als Organist am Dom tätig. Größere Restaurierungen fanden im 19. Jahrhundert statt.
Von der ehemals prächtigen Frührenaissance- und barockzeitlichen Ausstattung sind bedeutende Teile erhalten geblieben, auch wenn Kardinal Albrecht 1541 zahlreiche Stücke nach Mainz und Aschaffenburg verbrachte und bei den Restaurierungen im 19. Jahrhundert die barocke Ausstattung teilweise entfernt wurde. Zu den bedeutendsten bildhauerischen Werken des 16. Jahrhunderts gehören die Pfeilerfiguren aus rheinischem Tuff mit Konsolen und Baldachinen, die Peter Schro (gest. zwischen 1542 und 1544) und seine Mainzer Werkstatt in den 1520er Jahren schufen und Christus, die Apostel sowie die Bistumspatrone zeigen. Die reich verzierte Sandsteinkanzel ist inschriftlich 1526 datiert und wird dem bedeutenden Bildhauer Ulrich Creutz (nachweisbar 1514–1525) zugeschrieben. Am Treppenaufgang sind die vier Kirchenväter, am Kanzelkorb die Verfasser der neutestamentlichen Episteln sowie an der Kanzelkonsole Moses und die vier Evangelisten dargestellt. In der 1662 gestifteten große Altarschauwand sind auf drei übereinander angeordneten Gemälden Abendmahl, Christus am Ölberg und der Auferstandene dargestellt. Auf der doppelgeschossigen Orgelempore von 1665–1667 befindet sich heute ein Instrument aus den Jahren 1847–1851 von der Halleschen Werkstatt von Friedrich Wilhelm Wäldner (1785–1852), die später mehrfach, zuletzt 1972, verändert wurde.
Quellenangaben: Dehio Sachsen-Anhalt II, 1999, S. 249–255; Der Kardinal. Albrecht von Brandenburg, Renaissancefürst und Mäzen. Ausstellungskatalog. 2 Bde. Regensburg 2006; http://www.dom-halle.de/; http://de.wikipedia.org/wiki/Hallescher_Dom
Hallescher Dom, Halle (Saale): Chorgestühl im Altarbereich, Detail Jünger Johannes (Foto: Ralf Klöden)
Hallescher Dom, Halle (Saale): Chorgestühl im Altarbereich, Detail Christophorus (Foto: Ralf Klöden)