Für das 1167 gegründete Augustinerchorfrauenstift entstand noch im 12. Jahrhundert eine romanische Basilika auf kreuzförmigen Grundriss im gebundenen System. Von diesem Bau blieben die unteren Teile des Westriegels, die Ansätze der Langhausarkaden und die ehemaligen Stirnwände des Querhauses erhalten. Der obere Westbau kam in der Mitte des 13. Jahrhunderts zur Ausführung, die verschieferten Turmhelme sind nachmittelalterlich. Im 14. Jahrhundert wurde dann die gotische Halle errichtet, die durch die gestuften Strebepfeiler und die dreibahnigen Maßwerkfenster gegliedert wird. Charakteristisch sind die Zwerchdächer über den Seitenschiffen, auf dem Dach des Mittelschiffs befindet sich ein kleiner Dachreiter mit barockem Helm. 1560 kam es gegen den Widerstand der Ordensfrauen zur Einführung der Reformation. Eine tiefgreifende Restaurierung des Innenraums fand 1893 statt.

Zentrales Ausstattungselement im gewölbten Innenraum, der im Süden den erhöhten Nonnenchor aufweist, stellt der spätgotische Hochaltar mit seinen mehr als 200 Figuren dar. Er entstand 1496 oder wurde erst nach 1516 aufgestellt. Es handelt sich um ein dreiflügeliges Lindenholzretabel auf einer steinernen Predella und zeigt im Mittelschrein einen volkreichen Kalvarienberg, der von Passionsszenen gerahmt wird. Die kelchförmige Sandsteintaufe und die Kanzel mit Christus- und Evangelistenfiguren an der Brüstung stammen aus dem 17. Jahrhundert. Von den zahlreichen Grabplatten und Epitaphien ist das manieristische Epitaph des Bürgermeisters Georg Tribbe (gest. 1665) besonders bemerkenswert, das aus schwarzem Marmor und weißem Alabaster besteht.

Quellenangaben: Dehio Bremen-Niedersachsen, 1992, S. 1005-1008; http://de.wikipedia.org/wiki/Stiftskirche_St._Marien_%28Obernkirchen%29; http://www.kirche-obernkirchen.de/stiftskirche/